Umweltschützer veranstalten GPS-Schnitzeljagd für Schüler. Für manche ist es die erste Begegnung mit der Natur

Hamburg. Pia hält einen kleinen grauen Apparat in der rechten Hand: "Nord 53 Minuten, 37 Sekunden, 848 Meter. Ost 10 Minuten, 2 Sekunden, 75 Meter", ruft das Mädchen nach einem Blick aufs Display seinen Klassenkameraden zu. Pias Koordinatenansage ist Startsignal für eine Rallye, zu der sich 30 Siebtklässler des Gymnasiums Grootmoor am Rande der Alster in Wellingsbüttel zusammengefunden haben.

Aufgeteilt in zwei Gruppen, machen sich die Kids mithilfe von GPS-Geräten auf Spurensuche in Sachen Umwelt- und Otterschutz: Drei Stunden lang leitet sie ein mobiles Navigationsgerät durch die Natur des Teetzparks, zwischen Bäumen hindurch, über Wege und ans Wasser.

Vorbereitet haben diese Schnitzeljagd mit moderner Technik die Forstingenieurin Undine Knappwost und Biologin Iris Pretzlaff. Die beiden Umweltpädagoginnen begleiten die Kids auf der Spuren- und Schatzsuche durch die stadtnahe Natur. Die "Otter-Rallye" ist Teil des Projekts "Das blaue Metropolnetz" der Aktion Fischotterschutz in der Metropolregion Hamburg. "Der Otter steht dabei als Symbol für naturnahe Gewässersysteme", sagt Biologe Karsten Borggräfe vom Otterzentrum Hankensbüttel. Das Ziel: Kindern und Jugendlichen soll über den Spaß an der Technik der Zugang zur Natur geebnet werden. "Wir hatten schon Kinder dabei, die noch nie in ihrem Leben im Wald waren, die sich aber bestens mit dem GPS auskannten", sagt Karsten Borggräfe.

Die Schüler suchen an diesem Morgen nach versteckten Hinweisen und halten sich gegenseitig per Walkie-Talkie über Instruktionen und neue Spuren auf dem Laufenden. Das GPS führt sie ans Ufer, wo sie nach Hinweisen auf Otter an der Alster suchen sollen. Sie werden ans Wasser geleitet. Dort erhalten sie Order, Proben zu entnehmen und zu untersuchen. Das GPS-Gerät dirigiert die Kinder auch zu einer Holzbrücke, an deren Pfeiler eine Dose versteckt ist. Darin befinden sich zwei Seile, eine Stoppuhr und ein Tischtennisball. Schnell haben Vivien, Antonia, Raphael und Tom begriffen: Mit diesen Utensilien lässt sich die Fließgeschwindigkeit des Wassers messen, aber nur, wenn alle mitmachen. Im Team lösen sie die Aufgabe. Mit der Lösung erhalten die Schüler neue Koordinaten, die sie wieder ins GPS eingeben. Das satellitengestützte Navigationssystem leitet sie zur nächsten Station.

"Interesse an der Natur zu wecken, die emotionale Bindung zur Natur zu fördern und Wissen darüber zu vermitteln, sind Aufgaben der Umweltbildung", sagt Marion Köhler von der Metropolregion Hamburg. Jugendliche seien oft schwer für Natur oder Naturschutz zu begeistern. "Eine Chance bietet die Verbindung von Technik mit dem Erlebnisraum Natur durch den Einsatz der mobilen Navigationstechnik GPS."

Bei der Schulklasse geht das Konzept an diesem Morgen auf. Die Kinder sind nach knapp drei Stunden zwar erschöpft, aber ihre Gruppenaufgaben haben sie erfolgreich gelöst. Niklas war während der Rallye für die Fotodokumentation verantwortlich. Der Junge hat einen "höchst interessanten Pfotenabdruck" in der weichen Ufererde fotografiert. Laura, Maya und Karlotta gleichen den Abdruck mit der Zeichnung auf einer Musterschablone ab. Schließlich sind sie sich sicher: "Wir haben die Spur des Otters entdeckt." Die letzte Aufgabe führt die beiden Teams zusammen. Das Rallye-Finale bestreiten sie gemeinsam, denn nur so finden sie am Ende den geheimen Otterschatz - was genau, wird an dieser Stelle nicht verraten, damit es für nachfolgende Klassen eine Überraschung bleibt. Die Erkenntnis der Schüler: "Wir haben nicht gewusst, dass in Hamburg wirklich Fischotter leben." Birka Lindner hat ihre Klasse begleitet: "Eine tolle Sache", sagt die Biologielehrerin. "Die Kinder waren bis zur letzten Minute mit voller Aufmerksamkeit dabei. Und die Rallye hat Folgen: Ich merke, dass die Kinder bewusster durch die Natur gehen."

Mehr Infos über das Angebot "Otter-Rallye - Natur als Abenteuer" gibt es unter www.otterzentrum.de .