Haspa hat mit Elternbrief Sponsoring-Richtlinien missachtet

Wohldorf-Ohlstedt. Lars Römer ist niedergeschmettert. Der stellvertretende Leiter der Schule am Walde und seine Kollegen hatten "nur Gutes im Sinn", als sie beschlossen, für die Bezahlung in der Schulkantine eine Geldkarte einzuführen. "Dass eine Formulierung im Brief so hohe Wellen geschlagen hat, hat mich erschreckt."

Die Schule war nach Berichten von NDR Info in die Schlagzeilen geraten. Eltern hatten sich öffentlich beschwert, weil Schule und Haspa sie im Anschreiben aufgefordert hatten, für ihre Kinder ein Schüler-Girokonto bei dem Geldinstitut einzurichten.

"Wir hatten fürs Kassieren und Abrechnen in der Mensa eine unbürokratische Lösung gesucht", sagt Römer. Und "in Absprache mit der Eltern" eine gefunden: die bargeldlose Zahlung per Geldkarte. Die Haspa als langjähriger Kooperationspartner stellte - wie schon bei anderen elf Schulen - das System zur Verfügung und formulierte die Info-Briefe, die die Schule mit eigenem und Haspa-Logo verschickte. "Mein Fehler als Unterzeichner war, dass ich den Satz mit der Aufforderung zur Kontoeröffnung nicht gestrichen habe." Eins hat Lars Römer aus der Episode gelernt: "Ich passe künftig auf wie ein Luchs, in welcher Form Unternehmen bei uns aktiv werden."

Wie viel Unternehmer-Engagement ist an Hamburgs Schulen erlaubt? Die von der Schulbehörde bereitgestellten "Richtlinien zu Werbung, Sponsoring und sonstigen wirtschaftlichen Aktivitäten in staatlichen Schulen" geben Aufschluss: Die Annahme von Geld- und Sachspenden ist nur zulässig, wenn von der Schule keine Gegenleistung erwartet wird. Sponsoring ist laut Schulbehörde "möglich und sinnvoll".

Schulen dürfen Sachmittel, Dienstleistungen oder Geld annehmen und im Gegenzug auf die Sponsorenleistung hinweisen. Dagegen ist die Bereitstellung von Werbeflächen zur reinen Produktwerbung verboten. Gegen Kooperationen, wie sie viele Schulen mit der Haspa pflegen, ist nichts einzuwenden. "Massiv für ein bestimmtes Produkt zu werben, wie im Fall der Haspa-Geldkarte, ist völlig unzulässig", sagt Behörden-Sprecherin Brigitte Köhnlein. Die Schule am Walde hat längst auf die Proteste reagiert und die Eltern ausdrücklich darauf hingewiesen, dass im Mensabetrieb mit jeder Geldkarte sowie bar bezahlt werden kann.

Hamburgs Eltern reagieren empfindlich auf die Verletzung von Reklameregeln. Diese Erfahrung machte 2007 die damalige Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) nach ihrem Vorstoß, das Werbeverbot an Hamburgs Schulen aufzuheben. Wegen eines Protestorkans der Eltern kassierte Dinges-Dierig die Pläne ganz schnell wieder ein.