Schulsenatorin treibt Reform weiter voran. SPD-Opposition behauptet, dass größter Teil des Geldes schon für andere Projekte ausgegeben ist.

Hamburg. Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) treibt die Hortreform weiter voran. Noch heute will sie sich mit Vertretern der Hortträger treffen. Die schnelle Umsetzung des Projekts sei der großen Nachfrage von Schulen und Eltern geschuldet, so Goetsch. "Wir wollten keine Schule enttäuschen", sagte die Senatorin gestern.

Wie berichtet, können alle Schulen vom kommenden Schuljahr an in Zusammenarbeit mit umliegenden Horten die kostenlose Ganztagsbetreuung für ihre Erst- bis Sechstklässler anbieten. Bereits 80 Schulen haben Interesse angemeldet. Bislang war geplant, die fünf Pilotschulen, an denen das System schon jetzt getestet wird, vom kommenden Sommer an erst einmal um 14 weitere zu ergänzen.

Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) betonte, dass für die erforderlichen Umbauten im Haushalt 35 Millionen Euro bereitstehen. Unter anderem werde Geld aus dem Konjunkturprogramm II dafür eingesetzt. Die laufenden Kosten sollen von 2013 an von den Kita-Horten auf die Horte an Schulen umgeschichtet werden. Bis dahin laufen beide Systeme parallel.

Wersich rechnet nicht damit, dass den Kitas die Umstellung Schwierigkeiten bereiten wird. Frei werdende Kapazitäten im Hort-Bereich könnten von den Einrichtungen jederzeit flexibel für die Betreuung jüngerer Kinder, zum Beispiel im Krippen- oder im Elementar-Alter, genutzt werden. Und der Bedarf auf diesem Sektor wächst. "Wir erwarten zum Beispiel, dass im Jahr 2010 insgesamt 6,4 Prozent oder rund 4100 Kinder mehr in den Kitas betreut werden, als das noch 2009 der Fall war", sagte Wersich. Im Hortbereich liege der erwartete Zuwachs bei 6,8 Prozent (plus 1100 auf 17 470 Kinder).

Massive Bedenken gegen die Senatspläne kommen von der SPD. "Die Bedingungen werden schlechter, und die Eltern müssen mehr zahlen", befürchtet die SPD-Kita-Expertin Carola Veit. Vorgesehen sei die Verzahnung von Vormittags- und Nachmittagsangeboten an den Schulen. "Das findet aber an den Modellstandorten gar nicht statt", so Veit. Dort gebe es vormittags Unterricht und nachmittags folge die Hortbetreuung.

Außerdem werde der Betreuungsschlüssel für die Hortgruppen massiv verschlechtert. Künftig soll eine Erzieherin für 23 Kinder zuständig sein. "Dass der Senat da von Verbesserungen spricht, grenzt schon an Sarkasmus", sagte die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete. "Was in Wirklichkeit passiert, ist eine Ganztagsschule light zu schlechten Bedingungen", sagte der SPD-Schulpolitiker Ties Rabe.

Veit und Rabe bezweifeln außerdem, dass die Finanzierung gesichert ist. Zunächst habe der schwarz-grüne Senat den Betrag komplett für die Umsetzung der Primarschulreform verwenden wollen. Nach deren Scheitern seien aber 70 Prozent (28,5 Millionen Euro) "zweckentfremdet" worden. So sei damit unter anderem die Aula der Landesmusikschule und die Sanierung der Lehrschwimmbecken der Schulen finanziert worden.

Der Linken-Abgeordnete Mehmet Yildiz warnt vor einer überstürzten Einführung der Hortreform zum kommenden Schuljahr. "Erst muss die Pilotphase seriös ausgewertet werden." Yildiz bezweifelt außerdem, dass es genügend qualifizierte Erzieherinnen für eine flächendeckende Einführung gibt. Außerdem werde die Hortbetreuung nicht kostenlos bleiben. "Es werden Gebühren für das Essen eingeführt, und auch die Betreuung vor 8 Uhr und nach 16 Uhr und in den Schulferien muss bezahlt werden", sagte Yildiz.

Unterstützung für die Reform kommt dagegen von CDU und GAL. "Jetzt bekommen endlich auch die Kinder eine kostenlose Förderung bis 16 Uhr, die bislang keinen Anspruch auf einen Hortplatz haben", sagte die GAL-Abgeordnete Christiane Blömeke. "Entscheidend ist, dass die Ausweitung auf freiwilliger Basis und in enger Abstimmung mit den Hortträgern vorgenommen wird. Das ist hier geschehen", sagte CDU-Schulexperte Marino Freistedt.