Vico Ludwig hat mit seinem Animationsfilm den Deutschen Jugendvideo-Preis gewonnen. Heute fährt er zum Tag der Talente nach Berlin.

Schwarzenbek. Vico Ludwig ist gerade einmal elf Jahre alt und schon ein kleiner Filmstar. Der Schüler aus Schwarzenbek hat mit seinem animierten Film "Zugfahrt zu Oma" den Deutschen Jugendvideo-Preis 2009 in seiner Altersklasse gewonnen. Doch damit nicht genug, jetzt wurde Vico vom Bundesministerium für Bildung und Forschung zum Tag der Talente eingeladen, der an diesem Wochenende in Berlin veranstaltet wird.

Die Organisatoren des Wochenendes in der Bundeshauptstadt waren so begeistert von dem Streifen des Jungen, dass er am Sonnabend noch einmal vor großem Publikum bei dem Bühnenprogramm am Abend gezeigt werden soll. Dazu wird Vico auf der Bühne interviewt. Der niedliche Junge mit dem Bürstenhaarschnitt ist "schon ein bisschen aufgeregt". Aber nur ein bisschen. "Ich kenne das ja schon", sagt er und klingt dabei gar nicht abgebrüht, sondern einfach nur ehrlich.

Mit "Zugfahrt zu Oma" hat der Schüler 2009 einen außergewöhnlichen Film geschaffen. Die Handlung des dreieinhalb Minuten langen Streifens: Das kleine Mädchen Julia macht mit ihrer Mutter und ihrer Oma einen Ausflug mit dem Zug. Doch dann bleibt sie aus Versehen im Zug sitzen. Die Jury des Deutschen Jugendvideo-Preises, die vom Bundesfamilienministerium berufen wird, war begeistert von dem Kurzfilm. "Beeindruckend ist, dass er dabei alles selbst gemacht hat, von der Animation bis hin zum Schnitt und zur Vertonung", heißt es in der Begründung für den mit 1000 Euro dotierten ersten Platz von Vico.

Für den Deutschen Jugendvideo-Preis wurden 800 Werke eingereicht. Stop Motion nennt sich die Technik, die Vico verwendet hat. Dabei macht er jede Menge Fotos - bei "Zugfahrt zu Oma" waren es insgesamt 850 - die später aneinandergeschnitten werden und so den Eindruck erwecken, dass sich die Figuren wirklich bewegen. Für seinen preisgekrönten Film verwendete der Eisenbahnfan Vico seine alte Holzeisenbahn. Die Bilder entstanden in seinem Kinderzimmer. Bruder Tomic, 9, half unter anderem mit seiner Stimme aus und sprach die einzelnen Figuren für die Vertonung ein. "Zehn Tage haben wir gebraucht", sagt Vico.

"Zugfahrt zu Oma" ist aber lange nicht der einzige Streifen des kleinen Filmemachers aus Schwarzenbek. Der erste entstand bereits an seinem neunten Geburtstag, mit der nagelneuen eigenen Videokamera. "Dafür hat mein Mann ihm die Schnitttechnik am Computer beigebracht", sagt Vicos Mutter Jessica Ludwig. Wenig später entdeckte der Junge dann die Foto- und Animationstechnik für sich. "Das hat er sich allerdings alles ganz allein erarbeitet", sagt Ludwig nicht ohne stolz. Erst entstand ein kleiner Testfilm, später das preisgekrönte Werk.

Seitdem hat Filmemacher Vico mit den verschiedenen Techniken experimentiert. Der Streifen "Gutes Müsli - faules Müsli", eine Geschichte von einem sportlichen und einem unsportlichen Jungen, kombiniert beispielsweise Fotos und Videos. Gerade arbeitet der pfiffige Junge an einem neuen Projekt, bei dem er den Bluebox-Effekt ausprobiert, wie er sagt. Vor einer grünen Wand fotografiert Vico dabei Gegenstände wie ein Marmeladenglas oder eine Trinkflasche in verschiedenen Positionen. Dazu macht er Videoaufnahmen in Hamburg, von Michel, Hafen oder dem Dom. "Die will ich später dann hinter die Bilder mit den Gegenständen schneiden", erklärt er sein Projekt. Und so die Geschichte erzählen, dass Marmeladenglas und Trinkflasche einen Marathon durch die Hansestadt laufen, bei dem jede Menge Unfälle passieren. "Am Ende soll es dann so aussehen, als würde sich beispielsweise das Marmeladenglas wirklich durch Hamburg bewegen."

Mit diesem Projekt verbindet der Schüler seine beiden größten Hobbys, das Filmemachen und das Laufen. Etwa zweimal in der Woche trainiert er in und um Schwarzenbek, nimmt regelmäßig an Wettkämpfen teil wie beispielsweise dem Kinderlauf zum Hansemarathon. Dazu kommt zweimal in der Woche Badminton. "Die restliche Zeit braucht er dann für die Schule", sagt seine Mutter und lacht. Das muss er auch, schließlich will Vico später Pilot werden und nicht Filmemacher. "Diese Filme sollen mein Hobby bleiben", sagt er. Zumindest vorerst.

Heute fährt er nun aber erst einmal zusammen mit seinen Eltern und Bruder Tomic nach Berlin. Der Schüler freut sich auf die Tage in der Bundeshauptstadt. "Wir haben ein spannendes Programm", sagt er. Aber das Schönste, so klingt es zumindest: "Am Montag haben wir schulfrei."