Für den 16-jährigen Ruben Steinhardt, Junioren-Weltmeister im Doppel-Vierer, beginnt heute ein neuer Trainingsalltag - in Kanada.

Harvestehude. Mit kraftvollen Schlägen rudert Ruben Steinhardt über die Alster. Jede Bewegung sieht so leicht aus, als strenge ihn das Fortkommen überhaupt nicht an. Erst später am Steg verraten einige kleine Schweißperlen auf Ruben Steinhardts Stirn, dass die Runden den jungen Ruderer zumindest ein wenig gefordert haben.

Der 16-jährige Schüler aus Harvestehude zählt zu Hamburgs hoffnungsvollsten Nachwuchssportlern. Bereits zweimal wurde er Deutscher Meister. Und vor wenigen Tagen gewann er die Junioren-Weltmeisterschaft im Doppel-Vierer. Ruben Steinhardt sei ein Ausnahmetalent, sagt Trainer Jan Suhrhoff. "Einen solchen Jugendlichen erleben wir vielleicht alle 20 bis 25 Jahre."

Der blonde Junge mit dem freundlichen Lachen nimmt seinen Erfolg gelassen. "Zunächst begreift man lange nicht, was da passiert ist", sagt er über den Titelgewinn Anfang August. "Erst Stück für Stück kommt die Freude."

Er hat ein paar Tage ausgespannt, doch schon heute beginnt ein neuer Lebensabschnitt für den Schüler. Steinhardt fliegt nach Kanada und besucht dort ein Jahr lang ein Sportinternat. "Wir haben dieses College ausgesucht, weil ich dort zweimal täglich trainieren kann", sagt Steinhardt. Und sein Trainer ergänzt: "Wir versuchen, die Trainingspläne abzustimmen, sodass Ruben im kommenden Jahr in Deutschland bei den wichtigen Ausscheidungsrennen starten kann."

Die Erfolge von Steinhardt sind insofern erstaunlich, als dass er erst relativ spät das Rudern für sich entdeckt hat. "Ich wollte immer alles ausprobieren", sagt der Hamburger. Hockey, Tennis, Fußball. Eher durch Zufall sei er vor fünf Jahren bei einer Ferienaktion im Hamburger und Germania Ruder Club gelandet. "Bis heute kann ich nicht genau erklären, warum ich ausgerechnet beim Rudern geblieben bin", sagt er. Die Nähe zum Wasser sei reizvoll - und natürlich der Trainingsort Alster. "Aber erst spät hat es mich richtig gepackt."

Trainer Suhrhoff allerdings hat eine Erklärung für Steinhardts sportlichen Erfolg: "Ruben ist ein Bewegungstalent. Egal, was er macht, er hat ziemlich schnell den Dreh raus. Deshalb erreicht er auch so viel, obwohl er eigentlich dafür viel mehr trainieren müsste." Eine Äußerung, die bei bis zu 16 Stunden Training pro Woche erstaunt. Trainer Suhrhoff sagt aber auch: "Er ist zäh. Neben seinem Talent einer der wichtigsten Gründe, warum der Junge eine große Karriere vor sich hat."

Ruben Steinhardt selbst bleibt bescheiden. "Ich habe eigentlich keine sportlichen Ziele, wie etwa eine Teilnahme an Olympischen Spielen", sagt er. "Ich arbeite mich von Meisterschaft zu Meisterschaft voran." Erst einmal wolle er jetzt das Jahr in Kanada erfolgreich hinter sich bringen, dann das Abitur bestehen. Wenn es dann weiter beim Rudern so gut laufe, "dann ist sicherlich für mich alles drin."