Interessierte Schüler informieren sich während des ersten Wirtschafts-Speed-Datings bei Top-Firmen über das duale Studium.

Hamburg. Mariana Souza hat am Colgate-Palmolive-Tisch Platz genommen. Die 18-jährige gebürtige Brasilianerin ist ein bisschen unsicher, weil sie nicht genau weiß, was sie hier und heute erwartet. Zum Grübeln bleibt keine Zeit.

Die Startglocke läutet. Mariana hat nun exakt zehn Minuten Zeit, um sich ein Bild von dem Unternehmen zu machen, das sie in den engeren Kreis der für sie infrage kommenden Firmen genommen hat. Sie kann sich gut vorstellen, bei Colgate-Palmolive eine Ausbildung zu machen und im Rahmen eines dualen Studiums gleichzeitig an der Hamburg School of Business Administration (HSBA) zu studieren.

"Meine Stärken liegen im Bereich Fremdsprachen, Management und Organisation", erzählt die junge Frau der Personalreferentin von Colgate-Palmolive, Stephanie Tschetschorke. Mariana interessiert sich besonders fürs Marketing, "Mathe ist nicht mein Ding", sagt sie offen heraus. Tschetschorke wirft ein Blick auf Marianas Mathe-Note im Abi-Zeugnis und erkennt, dass die 18-Jährige, um an der HSBA angenommen zu werden, eine Mathe-Aufnahmeprüfung machen muss. "Am besten so schnell wie möglich, sonst haben Sie kaum eine Chance."

Die Glocke läutet. Zehn Minuten sind um. Mariana steht auf und geht zum nächsten Tisch. Hier hat Thomas Wicke vom Versicherungsmakler Aon Jauch & Hübener gerade die Zwölftklässlerin Tatiana Streit verabschiedet und reicht Mariana die Hand. Das erste Hamburger Wirtschafts-Speed-Dating ist in vollem Gange.

Speed-Dating steht eigentlich für die schnelle Art, einen Flirt- oder Beziehungspartner zu finden. Das Prinzip setzt sich mehr und mehr in der Wirtschaft durch. Nun hat sich die Handelskammer erstmals dieser Methode bedient, um langwierige Bewerbungsprozesse fürs duale Studium an der HSBA, der Privaten Hochschule der Hamburger Wirtschaft, zu verkürzen. 55 Schüler und Abiturienten hatten in der Handelskammer die Möglichkeit, sich Einblicke in 17 HSBA-Kooperationsunternehmen zu machen. 320 Bewerbungsgespräche à zehn Minuten standen auf dem Programm.

"Diese Aktion ist eine große Chance sowohl für die Schüler als auch für die Unternehmen", sagt Professor Hans-Jörg Schmidt-Trenz. "Die Schüler können sich durch eine gute Vorstellung bei Top-Unternehmen einen Vorsprung gegenüber den schriftlichen Bewerbern sichern. Die Firmen können ihren Eindruck sofort in ihre Bewertung einfließen lassen", sagt der HSBA-Präsident. Bei der Zwölftklässlerin Tatiana Streit aus Braunschweig ist diese Rechnung schon nach viermal zehn Minuten aufgegangen. "Ich habe die erste Hürde genommen", sagt sie. "Ich bin von Colgate-Palmolive zum Assessment Center eingeladen worden. Dabei war mein primärer Gedanke bei der Anmeldung zum Speed-Dating gar nicht, eine Firma zu finden. Ich wollte mich einfach nur über meine Chancen informieren."

Daniel Gottwald aus Delmenhorst interessierte sich besonders für die Aufnahmebedingungen an der HSBA. "Am wichtigsten sind die Abi-Noten in Deutsch, Mathe und Englisch", weiß er nach dem Kurzgespräch am HSBA-Tisch. Für den 18-Jährigen hat sich das Speed-Dating auf jeden Fall gelohnt. Dass er in den drei Jahren HSBA-Studium zum Bachelor bis zu 15 Praxiswochen pro Semester in den Unternehmen verbringt, reizt ihn besonders.

Mariana Zouza hat nach dem Wirtschafts-Speed-Dating ein klareres Bild von ihrer beruflichen Zukunft: Ihr Ausbildungsfavorit ist nun die HSH Nordbank. "Ein tolles Konzept haben die. Ich habe erfahren, wie ich mich einbringen und wie ich die Firma weiterentwickeln kann. Genau das, was ich in der Schule vermisst habe: Ich lerne etwas und kann es sofort umsetzen. Ich werde mich auf jeden Fall fürs duale Studium bewerben. Jetzt kenne ich die Ansprechpartner - und sie kennen mich."