Sie haben die Vertretung neu aufgebaut - nun verabschieden sich die Vorsitzenden und treten nach gut zwei Jahren von ihren Posten zurück.

Hamburg. Sie haben die Hamburger Schülerkammer wieder belebt, sie war an der Sicherung und Ausweitung der Schülermitbestimmung durch die Gesetzesnovellierung beteiligt, sie haben das Umweltprojekt "Plant for the Planet" koordiniert, sie haben mit Michael Stich den Verein "Jugend gegen Aids" gegründet, Schülerforen organisiert, und sie haben sich konstruktiv in die Debatte um die Hamburger Schulreform eingebracht: Zuletzt als Teil des Organisationsteams der großen Schülerdemo pro Schulreform und mit einer Info-DVD zum Volksentscheid. Kurz: Sie haben dazu beigetragen, dass Schülerbeteiligung nicht nur ein politisch gewolltes Instrument, sondern eine Selbstverständlichkeit in der Hansestadt geworden ist.

Jetzt machen Frederic Rupprecht (18), Martin Heßelbarth (20), Cem Berk (20) und Konstantin Timm (19) Schluss: Die beiden Vorsitzenden und zwei Beisitzer der Hamburger Schülerkammer treten nach gut zwei Jahren von ihren Posten zurück. Von sofort an sind sie nämlich keine Schüler mehr. Sie haben eben erfolgreich ihr Abitur bestanden.

Darin sind sich die jungen Männer einig: Das Engagement als Schülervertreter hat sie zwar vor allem in den letzten Wochen wegen der Vorbereitung des Volksentscheids zur Schulreform sehr viel Freizeit gekostet, und bei dem einen oder anderen auch den Abi-Durchschnitt ein wenig verschlechtert, aber: "Es war eine Zeit voller Stress, Herausforderun, Ehrgeiz und Erfolg - aber wir haben das Verständnis von Schülerbeteiligung und die Identifikation in Hamburg in den vergangenen zwei Jahren stark wandeln können.

Wir konnten aus der brachliegenden Schülerkammer ein effektives Instrument der Hamburger Schülerschaft machen", sagt der scheidende Vorsitzende Frederic Rupprecht, der wegen seines Einsatzes für die Schülerkammer sogar auf die Abi-Fahrt verzichtet hat. Das Engagement habe aber auf jeden Fall sehr viel mehr Vorteile als Nachteile mit sich gebracht. "Ich habe gelernt, kommunikativer zu arbeiten und mich und meine Zeit zu organisieren."

Martin Heßelbarth stimmt ein: "Es hat auf jeden Fall die Entwicklung von Methodenkompetenzen und des sozialen Miteinanders gefördert." Cem Berk ist überzeugt: "Diese Arbeit in den vergangenen zwei Jahren ist ein großer und wichtiger Part meines Lebens." Konstantin Timm: "Das Engagement hat mir in allen Lebensbereichen einen Kick gegeben, dem ich nur jedem anderen Schüler auch wünschen kann."

Die vier Abiturienten schlagen in den kommenden Wochen unterschiedliche Wege ein: Frederic Rupprecht und Konstantin Timm starten Ende August mit dem Wirtschaftsrecht-Studium, der eine an der European Business School bei Wiesbaden, der andere in Koblenz. Parallel zur Universität will Konstantin seine eigene Firma YoungYoung weiterführen, mit dem er für Schulen "von Klamotten über Badelatschen bis Caps vieles" entwirft, produziert und vertreibt.

Cem Berk tritt im Juli den Zivildienst in einer Sozialstation an und will danach Sozialökonomie in Hamburg studieren. Martin Heßelbarth hat eine Zivildienststelle, will danach auf jeden Fall noch ins Ausland, bevor er Politikwissenschaften oder Jura studiert. Heßelbarth will sich auf jeden Fall weiterhin wie Kollege Rupprecht politisch als Juso in der SPD engagieren.

Die vier werden auf jeden Fall auch in Zukunft zusammenarbeiten: "Die Zeit in der Schülerkammer hat uns auch zu guten Freunden gemacht", sagt Cem Berk. "Außerdem sind wir gerade dabei, unseren Verein ,Jugend gegen Aids' in eine Stiftung umzuwandeln", sagt Frederic Rupprecht. "Das verbindet."

Das erfolgreiche Quartett wird die Nachfolger, die im Spätherbst ihre Posten in der Schülerkammer Hamburg antreten werden, in ihre neuen Jobs einarbeiten.

"Ich kann nur jeden einzelnen Schüler in Hamburg ermutigen, sich zu beteiligen. Wir bewegen damit nicht nur etwas für die Gesellschaft, sondern durchleben einen Entwicklungsprozess, der fordert und auch fördert. Ich denke, dass die Hamburger Schülerkammer auch nach unserer Zeit genug Visionäre haben wird und in guten Händen verbleibt", sagt der scheidende stellvertretende Vorsitzende Martin Heßelbarth.