Im Stalag XB, dem berüchtigten Arbeitslager Sandbostel (Landkreis Rotenburg-Wümme) kamen 1945 in nur drei Wochen 3000 Kriegsgefangene um. Einige von den überlebenden Insassen werden heute an den Ort des Grauens zurückkehren und um 16 Uhr an einer Gedenkfeier zur Befreiung des Lagers vor 65 Jahren teilnehmen. Die Veranstaltung ist Höhepunkt eines Projekts, das zwölf Schüler des Gymnasiums Othmarschen und des Lycée Français in Kooperation mit der Hamburger Führungsakademie und der Stiftung Lager Sandbostel entwickelt haben.

"Die Idee war, ein Programm für die Gedenkfeier zu gestalten, das nicht nur aus langweiligen Reden besteht", sagt der Othmarschener Gymnasiast Matthias Hansal, 18. "Also haben wir mit Menschen Kontakt aufgenommen, die das Lager überlebt haben oder als Außenstehende Einblick hatten. Wir haben sie zu ihren Eindrücken und Erlebnissen befragt und aus ihren Schilderungen ein Rollenspiel gemacht."

Unterstützt wurden die Schüler sowohl von "Paten" aus der Führungsakademie, die ihnen beim Aufspüren der Zeitzeugen und der Übersetzung des Schriftverkehrs halfen, von ihren Lehrern und von den Hamburger Vereinen American Society, Cluny und D'Accueil.

"Wir fanden es interessant und eindrucksvoll, die Geschichte des Krieges und des Lagers aus der Perspektive der Betroffenen zu erzählen", sagt Matthias Hansal. So spielen die Schüler die Erlebnisse von US-Air-Force-Pilot Stanley C. Zybort, der schwer verletzt ins Stalag XB kam, nachdem die Deutschen sein Flugzeug abgeschossen hatten. Und von Elfie Walther, die in der Nähe von Sandbostel gelebt und von den Verbrechen immer nur vage gehört hat - bis sie zum Arbeiten ins Lager kam und sich die Gerüchte bestätigten.

Über das Projekt informiert ausführlich die Internetseite www.eine-bruecke-ueber-die-oste.de , die Matthias Hansal ins Leben gerufen hat.