Fluch oder Segen? Erwachsene informierten sich bei der Hochschule für Angewandte Wissenschaften über die “Faszination Games“

"'Die Sims'? Nie gehört." - "'World of Warcraft'? Was soll das sein?" - "'Counter-Strike'? Das ist doch das, was Jugendliche zu Amokläufern macht!" So lückenhaft ist es häufig um das Computerspiel-Wissen von Erwachsenen bestellt, also auch von Eltern. Sie wissen von den sogenannten "PC-Games" oft so wenig, weil sie noch nicht mit dem Medium des Rechners aufgewachsen sind. Aus diesem Grund hat die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) am Wochenende zusammen mit der Behörde für Wirtschaft und Arbeit sowie einigen Spielefirmen die Veranstaltungsreihe "Technik für Jugendliche - Faszination Games" abgehalten. Rund 300 Besucher kamen.

Vorträge und Laborrundgänge, Ausstellungen und Workshops - die Veranstalter griffen zu vielen Informationsformen, um ihr Wissen weiterzugeben. So wie Gunther Rehfeld (49), Professor für Grafik und Bildbearbeitung, der mit einigen Eltern über erst ab 18 Jahren freigegebene PC-Spiele diskutierte. Etwa über das berühmt-berüchtigte "Counter-Strike", dessen Bilder während des Gesprächs über eine Leinwand im Hintergrund flimmerten. "Das sieht ja gar nicht schlimm aus", wunderte sich Ines Röhle, 40. Dennoch, sagte sie, stehe sie dem PC-Spielkonsum ihres zwölfjährigen Sohnes kritisch gegenüber: "Ich möchte nicht, dass er seine gesamte Freizeit vor der Flimmerkiste hängt. Zumal, wenn er dabei - und sei es nur virtuell - Leute abknallt." Einerseits gab Professor Rehfeld der Mutter recht: "Kinder sollten ihre Freizeit nicht nur vor dem Rechner verbringen." Andererseits erinnerte der Hochschullehrer daran, dass auch das "So-tun-als-ob-Schießen" mit Holzstöcken eine Form des Gewaltspiels sei.

In seiner Kurzvorlesung zum Thema "Was heißt virtuell?" hatte Professor Rehfeld bereits gesagt: "Computerspiele sind kein Teufelszeug!" Rehfeld weiter: "Diese virtuellen Welten finden sich auch in praktisch allen Geschichten, die wir Eltern unseren Kindern erzählen. Wir brauchen das Denken in diesen Träumen, um uns weiterzuentwickeln."

Wie Computerspiele entwickelt werden, das erfuhren die Erwachsenen von Matthias Kuhr (26). Der Medientechnikstudent führte den faszinierten Zuhörern vor, wie man am PC Spielfiguren entwirft und modelliert. Er erläuterte, dass hinter dieser teils sehr akribischen Technik oft Wochen an Kleinstarbeit steckten. "Wow!", entfuhr es Paul Maihoff (47). Der Vater eines, wie er sagte, "dem PC sehr zugeneigten" 14-jährigen Sohnes gestand: "Ich hätte nie gedacht, dass es so aufwendig ist, ein 'Game' zu konstruieren. Respekt!"

Nicht nur jede Menge Fachwissen in Sachen Computerspiele nahmen die auf diesem Gebiet vormals so unbewanderten Erwachsenen also schließlich mit, sondern vor allem auch Verständnis und Erkenntnis: für den Spaß ihrer Kinder und darüber, dass das Spielen am Computer bisweilen gar nicht so unsinnig ist.