Es ist in Hamburg schon lange geübte Praxis: Nach den schriftlichen Prüfungen befinden sich die Abiturienten wochenlang in einer Art Schwebezustand - bedingt durch die lange Zeit zwischen den Klausuren (Anfang bis Mitte Februar), der Bekanntgabe der Ergebnisse (Ende Mai) und den mündlichen Prüfungen im Juni. Nach Informationen des Abendblatts plant die Schulbehörde jetzt, das Verfahren zu ändern: Schon im nächsten Jahr sollen die schriftlichen Prüfungen auf einen späteren Zeitraum geschoben und die Korrekturzeiten komprimiert werden. "Es wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die im Hinblick auf die Profil-Oberstufe eine Neuterminierung erarbeitet", bestätigt Melanie Nickel, stellvertretende Behördensprecherin.

Noch gehört Hamburg allerdings zusammen mit Schleswig-Holstein zu den Bundesländern mit den am weitesten auseinanderliegenden Prüfungsterminen. Sonst sind die Zeiträume deutschlandweit deutlich enger gesteckt: So ist in Thüringen der Prüfungsstress bereits nach drei Wochen vorbei, in Rheinland-Pfalz nach fünf und in Bayern nach sechs Wochen.

Eine ganz so straffe Terminierung wird es in Hamburg nicht geben können, da hier vor sechs Jahren die anonyme Zweitkorrektur eingeführt wurde. "Dafür brauchen wir schon etwas Zeit", sagt Karl-Friedrich Beck, Prüfungskoordinator bei der Schulbehörde.

Durch die geplante Neuterminierung soll das vierte Semester wieder zur "vollwertigen" Unterrichtszeit werden. "Jetzt fühlt man sich eher wie in einer Warteschleife", sagt Lilly (19), Gymnasiastin aus Winterhude. "Auf Lern- und Prüfungsstress folgen Monate der Ungewissheit." Man erfahre weder die Noten der schriftlichen Arbeiten noch sei der Unterricht besonders motivierend.

"Die Luft ist auch bei den Lehrern raus", bestätigt die Hummelsbüttler Abiturientin Sophie (18). "Sie machen nur noch halbherzig Unterricht, gucken mit uns Filme oder schicken uns mit Aufgaben nach Hause, die sie ein paar Tage später abfragen."