Das Ziel: Lehrer sollen nicht mehr mit ihren Schülern durch Europa fahren, sondern die Häuser in der Umgebung nutzen.

Hamburg. Statt Klassenraum den ganzen Tag im Grünen, zum Abendbrot Pfefferminztee, Schlafen in Stockbetten mit sechs Leuten im Zimmer, der Geruch ungewaschener Socken - für die meisten Hamburger Schüler gehört eine Reise ins Schullandheim zu den unauslöschlichen Erinnerungen der Schulzeit. Rund um Hamburg gibt es 31 Schullandheime, dazu kommen vier sogenannte Freiluftschulen.

Doch ging die Klassenreise früher ganz selbstverständlich an einen der Standorte rund um Hamburg, fahren die Schüler heute durch ganz Europa. Doch das soll sich nun ändern. Die Arbeitsgemeinschaft Hamburger Schullandheime hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Image der Häuser aufzupolieren. "Die Zukunft liegt darin, dass wir Schulen und Landschulheime enger verzahnen, damit der pädagogische Nutzen für die Schüler steigt", sagt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Matthias Herpe. Dabei geht es vor allem darum, neue pädagogische Konzepte für Schulfahrten zu entwickeln. Denn, so Herpe, viele Lehrer buchten für die Reise mit der Klasse inzwischen ein Komplettangebot, anstatt eine eigene Projektidee zu entwickeln. "Da müssen wir gegensteuern, dürfen die Pädagogen nicht aus der Verantwortung entlassen", sagt der stellvertretende Leiter der Grund-, Haupt- und Realschule Stübenhofer Weg in Kirchdorf-Süd. So hat die Arbeitsgemeinschaft beispielsweise ein Angebot zum Teamtraining entwickelt.

"Aber man kann Klassenreisen auch für Renovierungsprojekte, Prüfungsvorbereitungen oder eine Matheeinheit zum Vermessungswesen nutzen." Seine Erfahrung: Man muss nicht immer viel Geld ausgeben. Wenn man eine gute Projektidee hat, kann man die Schüler auch in heimischen Gefilden begeistern.

Derzeit zählen die Hamburger Schullandheime 190 000 Übernachtungen im Jahr. Hauptbuchungszeit ist zwischen März und Oktober. 20 der Häuser haben eine direkte schulische Anbindung. "Das Engagement ist aber sehr unterschiedlich", sagt Herpe. Es gibt Häuser an der Nord- und Ostsee, in der Lüneburger Heide und sogar eins in Österreich. Die Zahl der Betten reicht von 30 bis 400.

Die Ausstattung von komplett ausgestatteten Standorten (25 Euro pro Schüler und Nacht) bis zu kostengünstigen Selbstversorgerhäusern (10 Euro). "Schon jetzt bieten einige Standorte auch inhaltliche Schwerpunkte an", sagt Schullandheim-Aktivist Herpe. So hat sich Puan Klent auf Sylt auf Meeresbiologie spezialisiert, im niedersächsischen Schneverdingen gibt es eine moderne EDV-Ausstattung, in Lankau können Klassen Kanu fahren und in der österreichischen Hödhütte Ski fahren.

"Im Prinzip passen die Schullandheime perfekt zu dem Konzept ,Lernen am außerschulischen Ort', das jetzt erstmals in den Rahmenplänen der Schulbehörde verankert ist", sagt Herpe.

Allerdings herrsche in vielen Häusern ein Sanierungsstau. Das will die Arbeitsgemeinschaft nun verstärkt angehen und unterstützt die Arbeit der Schullandheime mit Spenden, Beratung auch in wirtschaftlichen Fragen, aber auch mit Fortbildungen für Lehrer.

Das kommt nicht nur Schülern zugute. Herpe: "Was viele gar nicht wissen: Die Häuser sind nicht nur Schulen vorbehalten, sondern stehen allen offen."