Absolvent Bashkim Vitija hatte unzählige Bewerbungen geschrieben - erfolglos.

Hamburg. 30, 40, 50 ... Bashkim Vitija weiß nicht mehr, wie viele Bewerbungen er geschrieben hat, nachdem er seinen Hauptschulabschluss in der Tasche hatte. Koch wollte er werden - oder zumindest eine Lehrstelle als Küchenfachkraft ergattern, um die dann als Einstieg in seinen Traumberuf zu nutzen. Doch der damals 17-jährige Kosovo-Albaner erhielt, wie viele andere Jugendliche mit Migrationshintergrund auch, nur Absagen.

Heute, vier Jahre später, ist er ausgebildeter Koch. Seine Ausbildung hat er mit guten Noten abgeschlossen - ohne Schwierigkeiten bereitet er raffinierte Gerichte wie geschmorten Wildschweinbraten auf Wirsing mit Apfelspalten in Calvados-Rahm oder Feigen-Marzipan-Mousse zu. Zu verdanken hat er das dem Förderverein der Schule Slomannstieg, der 2005 von Mitarbeitern der Kupferhütte Aurubis aus Verbundenheit mit der Veddeler Bildungseinrichtung gegründet wurde.

Der Verein finanzierte Bashkims Koch-Ausbildung bei der Passage GmbH, die auch die Schulkantine betreibt. Bashkim hatte dort in seiner Schulzeit bereits ein Praktikum gemacht - die gemeinnützige Gesellschaft hätte ihn auch gerne als Lehrling genommen, konnte aber keine Ausbildungsbeihilfe zahlen. "In den vergangenen vier Jahren kamen bei Bashkim für Lohn und Koch-Equipment immerhin 42 000 Euro zusammen", sagt Henning Michaelsen, Justiziar des Fördervereins. "Doch die Investition in die Zukunft des jungen Mannes hat sich gelohnt." Bashkim Vitija hat nicht nur ein sehr gutes Zeugnis bekommen, sondern auch eine "hervorragende Entwicklung" durchlaufen, betont Michaelsen: vom mäßig guten Hauptschüler zum disziplinierten Auszubildenden. "Uns ist es wichtig, dass die Jugendlichen schnell Anschluss ans Berufsleben finden", sagt der Justiziar. "Gerade die, die schlechte Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben." Warteschleifen mit Maßnahmen wie etwa dem Berufsvorbereitenden Jahr bärgen die Gefahr, zum Dauerzustand zu werden - mit der Folge, dass viele Jugendliche oft ihr diszipliniertes Verhalten verlören.

Um Hauptschüler mit Schwierigkeiten ausbildungsreif zu machen, bietet Aurubis seit Jahren das Projekt "9-Plus" an: 23 Schüler der Schule Slomannstieg haben sich seither bei dem einjährigen Projekt in unterschiedlichen Berufsbereichen qualifiziert.

Auch die 18 Jahre alte Tina Pfeifer, Hauptschülerin mit mäßigem Abschluss, hat bei "9-Plus" ihre Ausbildungsfähigkeit erlangt. Den Praxisteil hat sie in der Stadtteilkantine des Laurens-Janssen-Hauses absolviert, die ebenfalls von der Passage GmbH betrieben wird. Jetzt tritt sie in Bashkims Fußstapfen und lässt sich bei der gemeinnützigen Gesellschaft zur Küchenfachkraft ausbilden, später möchte sie Köchin werden.

Bashkim schreibt jetzt wieder Bewerbungen. Diesmal sucht er einen Arbeitsplatz. "Am liebsten möchte ich in einer Kita kochen", sagt der 21-Jährige, der mit drei Geschwistern aufgewachsen ist.