Schüler hoffen auf die Hilfe des Bürgermeisters, der einen weiteren Umweltpreis an die Gesamtschule Niendorf verleiht.

Hamburg. Erst war es eine Vision, dann wurde ein Projekt daraus, vor einem Jahr war er fertig: der Solar-Katamaran der Gesamtschule Niendorf. "Wir sind sehr stolz, dass wir es geschafft haben", sagt Lehrer Hans-Jürgen Benecke, der das Gefährt gemeinsam mit Schülern seiner Umweltklasse baute. Zwei Preise, darunter den Hamburger Klimabären für Umweltprojekte an Schulen, haben die Konstrukteure für das umweltfreundliche Mobil inzwischen bekommen. Heute kommt der dritte Preis dazu. Bürgermeister Ole von Beust (CDU) besucht die Gesamtschule, um den Anerkennungspreis des Deutschen Klimapreises der Allianz Umweltstiftung zu überreichen. Immerhin dotiert mit 1000 Euro.

Doch die Freude an der Schule ist äußerst verhalten. Denn: Der vier Meter lange Solar-Katamaran liegt erst mal auf dem Trockenen. "Trotz aller Bemühungen bekommen wir keine Genehmigung, auf der Alster zu fahren", sagt Lehrer Benecke. Das aber ist das erklärte Ziel. "Wir haben einen Liegeplatz am Alsterlauf, der in Radwegentfernung zu unserer Schule liegt." Andere Gewässer kämen eigentlich nicht infrage. "Die Elbe ist zu gefährlich, Bille oder Gose Elbe zu weit weg."

Doch die Umweltbehörde bleibt hart. Gerade mal für einen ein Kilometer langen Abschnitt des Alsterlaufs Höhe Deelböge in Alsterdorf hatten die zuständigen Beamten im vergangenen Jahr eine zweiwöchige Ausnahmegenehmigung erteilt - für den Testlauf. Neuauflage ausgeschlossen. "Es wurde damit begründet, dass der Untergrund durch den Elektromotor aufgewirbelt wird, und das soll schädlich für die Fische sein", sagt Lehrer Benecke. So recht mag er das allerdings nicht glauben. "Ich glaube, die wollen unseren Solar-Katamaran einfach nicht auf der Alster haben." Schließlich fahre das Boot geräuschlos und liege mit acht Kilometern pro Stunde Höchstgeschwindigkeit unter den erlaubten zwölf Stundenkilometern. Die Umweltbehörde verwies auf Anfrage des Hamburger Abendblatts gestern auf eine Verschärfung der Regeln für die Maschinenschifffahrt aus dem Jahr 2006. Darin wird geregelt, dass Barkassen und andere Motorschiffe die Alster nur mit Einzelerlaubnis befahren. Welche Bedingungen für einen elektromotorbetriebenen Solar-Katamaran gelten, konnte die Behörde gestern nicht beantworten.

Entsprechend groß ist die Enttäuschung - vor allem bei den Schülern. Fast zwei Jahre hatten die umweltbegeisterten Tüftler an ihrem Prototypen gebaut. "Die Idee kam von den Jugendlichen", erzählt Benecke, der als Ingenieur und Gewerbelehrer für Elektrotechnik und Physik vom Fach ist. Im Unterricht erarbeiteten sie die Grundlagen, beschäftigten sich mit Antriebskräften und Tragfähigkeit. Nächster Schritt war die Entwicklung eines Konstruktionsplans. Kufen, Akkus, Laderegler, Motor und - ultraleichte - Solarzellen wurden verglichen, bestellt und montiert. Oft auch in der Freizeit. Im September 2009 wurde "GE-NIE 6" ins Wasser gelassen. "Mit Sonne fährt er 14 Stunden ohne vier", sagt Benecke.

Doch die Aussichten auf emissionsfreie Alsterfahrten sind nicht gut. "Insofern hoffen wir, dass der Bürgermeister uns zu einer Ausnahmegenehmigung verhelfen kann", sagt Pädagoge Benecke. Zumal es um Grundsätzliches gehe. "Unser Katamaran mit einem zukunftsfähigen Antriebskonzept gehört in der künftigen Klimahauptstadt Hamburg auf das Panaroma der Außenalster." Dabei sieht der umweltbewegte Erfinder Entwicklungsmöglichkeiten. "Warum ist es nicht möglich, dass bei einer Bootsvermietung am Jungfernstieg auch Solar-Katamarane wie beispielsweise an der Penne in Vorpommern zu mieten sind."

Für den Fall, dass Hamburg dem Solar-Katamaran keine Zukunft gibt, bleibt wohl nur noch der Umzug des Zukunftsprojekts nach Schleswig-Holstein. "Wir haben eine Anfrage aus Norderstedt, ob wir mit der 'GE-NIE 6'nicht zur Gartenbauausstellung im nächsten Frühjahr kommen wollen", sagt Benecke. In Lübeck sei ihnen sogar ein kostenloser Liegeplatz angeboten worden. "Aber wir wollen mit unserer Entwicklung natürlich lieber in Hamburg bleiben."