“Lesen Sie Zeitung“ - Uwe Borges, Vorstandschef des Hamburger Verbunds der Banken, appelliert er an Schüler der Berufsschule für Kreditwesen.

Hamburg. Uwe Borges, Vorstandsvorsitzender des Hamburger Bankenverbandes und Vorsitzender der Geschäftsleitung der Commerzbank, hat zwei Botschaften im Gepäck, als er die Staatliche Handelsschule an der Schwenckestraße betritt, an der die künftigen Bankfachleute ihr theoretisches Rüstzeug bekommen. Die eine Botschaft lautet: "Sie haben alles richtig gemacht." Damit meint er die Berufswahl der jungen Leute. "Allen Unkenrufen zum Trotz ist der Bankberuf sehr attraktiv, weil er so vielseitig ist. Es gibt keinen schöneren Beruf, wenn man Lust hat, mit Menschen zu arbeiten." Seine andere Botschaft an die Auszubildenden, die im Herbst 2009 ihre Ausbildung begonnen haben: "Entspannen Sie sich!" Es sei nicht allein entscheidend, wie schnell und gerade der Berufsweg sei und wie groß das Fachwissen: "Es kommt in unserem Beruf sehr stark auf soziale und kommunikative Kompetenzen an."

Lazlo (21) vernimmt das erleichtert: "Uns wird von der Wirtschaft oft gesagt, wir müssten auf einen kompakten Lebenslauf achten, aber man braucht auch Zeit, um seinen Charakter zu entwickeln", so der Berufsschüler.

Die Entwicklung zum mündigen Bürger, die liegt auch Uwe Borges und Frank Schneider, Geschäftsführer des Bankenverbandes, am Herzen. Dazu gehört für beide ganz wesentlich, dass sich junge Menschen über aktuelle Themen informieren. Deshalb haben sie ein Geschenk mitgebracht: Eines von zehn Paten-Abos, die der Bankenverband sponsert. "Ich finde unheimlich wichtig, dass wir gesellschaftliches Engagement zeigen. Die Schüler sind unsere Zukunft, die müssen wir unterstützen", so Borges, der nach einer Banklehre ein BWL-Studium absolviert hat. "Lesen Sie Zeitung", appelliert er an die Schüler der Berufsschule für Kreditwesen.

Zwangsläufig kommt an dieser Schule das Gespräch auch auf die Finanzmarktkrise. "Wir stehen noch vor großen Herausforderungen, aber wir sind auf dem Weg der Besserung", macht Borges den Schülern Mut. Eigene schlechte Erfahrungen mit Geldanlagen und Aktiengeschäften hat noch keiner der Azubis gemacht. "Das Thema ist so komplex", sagt Tim (21), der bislang die Finger von Aktien gelassen hat, "ich fange gerade erst damit an".

Lennart (21) interessiert, wie die Bankmanager zum Kauf der Steuersünder-CD stehen. "Das ist ein spannendes Thema", bekennt Borges und gesteht, dass er das Ganze sehr ambivalent sieht: "Ich halte es für außerordentlich bedenklich, wenn sich der Staat zu Handlangern von Kriminellen macht." Wenn aber schon jetzt die Summe von 400 Millionen Euro im Raum stehe, die der Staat von Steuerhinterziehern kassieren könne, "dann bestätigt das, dass wir ein fundamentales Problem mit unserem Steuersystem haben", so Borges.

"Praktische Schulstunden" wie diese hier an der Berufsschule will der Bankenverband künftig regelmäßig anbieten. "Die Idee ist, dass Banker zum Anfassen in die Schulen gehen und aus ihrem Alltag erzählen", sagt Schneider. Schulen, gern auch Haupt- und Realschulen, die Interesse haben, können sich bei ihm melden: frank.schneider@bankenverband-hamburg.de