Kann man Glück lernen? Noch dazu in der Schule? Ja, sagt Ernst Fritz-Schubert, Schulleiter aus Heidelberg und Erfinder des Schulfachs Glück, und hält allen Zweiflern entgegen: "Wenn Unterricht Bildung im ursprünglichen Sinn vermitteln soll, gehört dazu unbedingt auch die Fähigkeit, Glück empfinden zu können." Also, weg mit dem Vorurteil, Glück sei Glücksache. "Das Schulfach Glück versteht sich als lösungsorientierter, ganzheitlicher Ansatz zur Stärkung der Persönlichkeit der Schüler auf dem Weg zum gelingenden Leben", sagt der Pädagoge und Gründer des Fritz-Schubert-Instituts. Ihm geht es um die Vermittlung von Werten wie Selbstverantwortung, sozialer Verantwortung, Einfühlungsvermögen und Respekt vor dem Leben. "Glückliche Schüler lernen schneller und leichter, sind mit sich und anderen achtsam."

Knapp 500 Besucher waren gestern Abend zum 1. Hamburger Glücks-Symposium der Stiftung Kinderjahre ins Winterhuder Fährhaus gekommen, um etwas über das Glück zu lernen. Nicht abstrakt philosophisch, sondern ganz praktisch. Gleich zu Beginn meldete sich Schirmherr Eckart von Hirschhausen, derzeit auf Tournee in Hagen, per Videobotschaft mit seinem Plädoyer für Glück als Schulfach zu Wort: "Im Augenblick wird in Hamburg viel über die Schulreform diskutiert, dabei geht es aber viel zu wenig um die Inhalte." Und auch die Vorsitzende der Stiftung Kinderjahre, Hannelore Lay, unterstützt die Idee einer flächendeckenden Einführung seit Längerem: "Kinder können durch den positiven Blick auf ihr Tun und Handeln Licht in ihre Leben bringen."

Vorreiter in Hamburg ist Björn Lengwenus, Schulleiter der Haupt- und Realschule Fraenkelstraße in Barmbek. Seit einem Jahr gibt es an der Ganztagsschule das Fach Lebensart. "Wir wollen die Kunst zu leben vermitteln", sagt der Pädagoge, der gestern Abend mit auf dem Podium saß. Der Lehrstoff: Bedürfnisse erkennen, Stille genießen lernen, ein Dankbarkeitstagebuch schreiben. "Wenn man nicht in seinem Leben zu Hause ist, braucht man nicht anfangen, Mathe zu lernen", ist der Pädagoge überzeugt.

Das Publikum, darunter viele Lehrer, aber auch Personal- und Unternehmensberater, war angetan. "In der Schule sind oft nur die Defizite im Fokus. Glückserziehung ist wichtig", sagte Annegret Wellinghausen, pensionierte Lehrerin aus Langenhorn.