Vierlande und Altes Land fangen an. 2011 sollen alle Grundschulen folgen. Noch fehlen Lehrer.
"Een jeder so, wie he kann." So lautet bisher das Prinzip, wenn es um Plattdeutsch-Unterricht an Hamburger Schulen geht. Künftig sollen aber alle Schüler der Hansestadt Plattdeutsch lernen können. Das sieht ein Rahmenplan vor, den die Schulbehörde jetzt mit Experten erarbeitet hat. Hintergrund ist, dass Hamburg die Europa-Charta zum Schutz von Minderheitssprachen unterschrieben hatte - als Erstes aller Bundesländer, in denen Plattdeutsch gesprochen wird.
Verbindlich wird "Plattdüütsch" nach den Sommerferien jedoch zunächst nur für die Grundschüler im Hamburger Süden auf dem Stundenplan stehen - in den Vier- und Marschlanden sowie in Neuenfelde, Cranz und auf Finkenwerder. Ab 2011 soll Plattdeutsch in allen Hamburger Schulen zum Unterrichtsangebot im Wahlpflichtbereich gehören. Allerdings weiß man noch nicht so recht, woher die Lehrer kommen sollen. "Ab 2011 gibt es Absolventen der Universität Hamburg, die Plattdeutsch lehren könnten", sagt eine Behördensprecherin. "Das sind Studenten, die fremdsprachliche Fächer belegt haben, darunter auch ein Modul Niederdeutsch."
Für die 3b der Finkenwerder Aueschule gehört Plattdeutsch schon jetzt zum Schulalltag. Klassenlehrerin Anja Meier (49), auf Finkenwerder aufgewachsen, hat ihnen die Sprache zunächst mit Liedern und kleinen Versen nahegebracht. Jetzt lesen sie die Geschichte "De Hoos un de Swinegel" (Der Hase und der Igel) und üben dazu sogar ein Schattenspiel ein. "Plattdeutsch ist eine Regionalsprache mit einem großen kulturellen Wert", sagt Anja Meier. "Außerdem schlägt es eine Brücke zu Englisch, Niederländisch und skandinavischen Sprachen." Zwar hat die Lehrerin selbst bei der Erstellung der neuen Rahmenpläne mitgewirkt, doch sieht sie Probleme bei deren Umsetzung. "Man muss zusehen, dass es genug adäquat ausgebildete Lehrer gibt, die Plattdeutsch authentisch unterrichten können", gibt sie zu bedenken. "Außerdem müsste es als ordentliches Unterrichtsfach einen anderen Stellenwert als ein Wahlpflichtfach bekommen."
Auch an der Westerschule Finkenwerder wird schon Platt unterrichtet - für Lehrerin Uta Heinrich (45) Alltag. "Ich spreche mit den Lütten auch manchmal auf dem Schulhof oder in der Deutschstunde Platt", sagt sie. An der Schule hat Plattdeutsch seit 350 Jahren Tradition. Hier büffelte schon Johann Kienau, besser bekannt als Gorch Fock.