Drei Grundschulen machen es vor: Schüler, Eltern und Lehrer organisieren in Eigeninitiative eine “grüne Pause“.

Heute ist Patrick dran. Mit einer vollen Plastiktüte betritt er den Klassenraum der 3a in der Ganztagsschule St. Pauli. Dass er zusätzlich zu seinem Ranzen so viel zu tragen hat, macht ihm nichts aus. Im Gegenteil, seine Augen leuchten: Er ist stolz darauf, seine Mitschüler in dieser Woche mit frischem Obst zu versorgen.

Während das zur Hälfte von der EU geförderte Schulobst-Programm von der Stadt Hamburg aus Kostengründen abgelehnt werden musste und günstigere Alternativen nicht in Sicht sind, bekommen die Kinder der 3a seit zweieinhalb Jahren ihr tägliches Stück Obst. Die "Obstwoche" ist eine von Eltern initiierte und durchgeführte Aktion - in einem Stadtteil, in dem sich Mütter und Väter ansonsten nicht sehr oft durch großes Engagement auszeichnen. In der Klasse 3a sieht man mehrmals pro Woche Eltern, die extra zum Obstschnippeln kommen. Damit jedes Kind weiß, wann es "Obstdienst" hat, wird zu Beginn des Schulhalbjahres eine liebevoll gestaltete "Obstliste" verteilt. "Die Durchführung funktioniert zwar unterschiedlich gut, doch es ist immer Obst da", sagt Klassenlehrerin Christa Günther. "Sollte es einmal nicht reichen, findet sich immer ein Kind, das am nächsten Tag neues mitbringt." Welche Obstsorten die Kinder mitbringen, bleibt ihnen überlassen.

"Ich mag am liebsten Bananen", sagt Patrick, "und Birnen und Äpfel auch." Christa Günther und Leyla Sarikayam, eine der Mütter, schneiden das von ihm mitgebrachte Obst in mundgerechte Stücke, richten sie auf Tellern appetitlich an und stellen diese nach der ersten Stunde auf die Gruppentische. Die Kinder greifen sofort begeistert zu. Vanessa (9) schnappt sich ein Stück Banane. Sie ist noch relativ neu in der Klasse. "Seit ich hier zur Schule gehe, esse ich auch zu Hause mehr Obst", sagt sie, "Es schmeckt gut und ist ja auch gesund." Sevinç (8) nickt. "Wir essen auch viel Obst", sagt sie und greift nach einem Stück Apfel. Ihre Schwester bekomme ebenfalls Schulobst, erzählt sie. Die geht in die erste Klasse Schule - dort hat Leyla Sarikayam das erfolgreiche Obstprojekt aus der 3a ebenfalls eingeführt. "Die Kinder haben gelernt, Obst wirklich zu mögen", sagt Lehrerin Christa Günther. Auch Gemüse essen sie gern - das gibt es jeden Mittag, wenn Lehrer und Schüler zusammen essen.

Auch in der Schule Möllner Landstraße (Billstedt) werden regelmäßig Äpfel an die Schüler verteilt - gesponsert von den "Budnianern". Eine Lehrerin holt jeden Freitag zwei Kisten mit Äpfeln, die in der folgenden Woche verteilt werden. Jeder Schüler bekommt so alle vier bis fünf Wochen eine Woche lang täglich einen Apfel. "Jeden Tag einen Apfel wäre schnell langweilig", sagt Schulleiter Jürgen Tiburtius. "Aber so freuen sich die Schüler richtig auf ihre Obstwoche."

Ein kostenloses Schulobst-Programm gibt es zudem an der Grundschule Rothestraße (Ottensen). Dort bekommen die Kinder regelmäßig frisches Obst und Gemüse. Eltern haben die "Grüne Pause" organisiert. Das Prinzip ist einfach und funktioniert seit Jahren: Es gibt ein Team von Eltern, das abwechselnd einmal im Monat freitags vor der ersten großen Pause zum Obst- und Gemüseschnippeln in die Schulküche kommt. Die frischen Sachen werden von zwei Ständen auf dem Wochenmarkt sowie einem Biosupermarkt je nach Jahreszeit gespendet. Wenn es zur Pause klingelt, stürzen die Schüler direkt auf die großen Schalen los. Es gibt Äpfel und Möhren, Orangen, Gurke, Kohlrabi oder Radieschen, manchmal auch Melone, Erdbeeren oder Kiwis. "Meistens ist schon nach kurzer Zeit alles ratzeputz weg", sagt eine Mutter. "Die essen hier mit Begeisterung Sachen, die sie zu Hause nicht anrühren."