Die 8b bekennt Farbe. Ein leuchtendes Gelb haben die Schüler des Gymnasiums Farmsen ausgesucht. Nun streichen sie ihr Klassenzimmer neu.

Die 8b bekennt Farbe. Ein leuchtendes Gelb haben die Schüler des Gymnasiums Farmsen ausgesucht und streichen mit Feuereifer ihr Klassenzimmer neu. "Die Wände waren hässlich und ziemlich bekritzelt. Wir wollten eine schöne Klasse haben", sagt Tim (14). Eine Woche lang haben die 23 Achtklässler ihr Verschönerungsprojekt vorbereitet. Wichtige Grundlage: ein Satz mit 14 Checklisten des Hamburger Vereins "Das macht Schule". "Wir geben Schülern bei Gemeinschaftsprojekten Hilfe zur Selbsthilfe", sagt Gründer Bernd Gebert (54). Er nennt das intelligentes Schulsponsoring. Langfristig will er so Eigeninitiative und Verantwortungsgefühl stärken und "Kinder und Jugendliche fit für die Zukunft machen".

Ein hehres Ziel, das der Kommunikationsexperte mit "lebenspraktischen Projekten" angeht. Seit drei Jahren unterstützt Gebert Schüler dabei, ihre Schule schöner zu machen. Basis ist ein interaktives Internetportal, über das sich die Schulen kostenlos erprobte Anleitungen für die Renovierungsaktionen runterladen können (unter www.das-macht-schule.net ). "Wir sind eine private Initiative ohne staatliche Unterstützung", sagt Gebert, der sein Projekt inzwischen hauptberuflich betreibt und vom Fördernetzwerk Ashoka als Social Entrepreneur ausgezeichnet wurde. Auch Ehefrau Dörte arbeitet mit. "Das macht Schule" stützt sich auf Sponsoren, darunter Max Bahr, Apetito und Walt Disney (Deutschland), die neben Geld auch Zeit spenden.

Das Konzept fällt auf fruchtbaren Boden: Bundesweit haben knapp 600 Schulen sich bei "Das macht Schule" eingeloggt. In Hamburg haben 138 Schulen mindestens ein Projekt mit dem umtriebigen Sponsoringpaar gemacht, darunter die Förderschule Brucknerstraße, die Klosterschule und die Geschwister-Scholl-Gesamtschule. Das Gymnasium Farmsen war eine der fünf Pilotschulen. "Die Stadt hat kein Geld für Renovierungen, deshalb müssen wir zur Selbsthilfe greifen", sagt Schulleiter Konny Neumann (63).

"Das macht Schule" liefert nicht nur die Checklisten: von der Terminplanung übers Ausmessen der Flächen, Erstellen der Einkaufslisten und der Finanzplanung bis zur Anleitung zum Kantenabkleben. Außerdem gibt es Vergünstigungen und Beratung bei Sponsor Max Bahr und Tipps zur Finanzierung der Aktionen. "Bei uns waren alle begeistert", sagt Direktor Neumann. Neben dem pädagogischen Effekt, indem die Schüler etwas selbst machen, komme die Identifizierung mit dem Klassenraum. "Das gibt Heimatgefühl und beugt Vandalismus vor."

In der 8b haben die Schüler an ihrem Renovierungstag schon früh angefangen. Die dicke Schutzplane auf dem Fußboden ist ordentlich verklebt, die Steckdosen abgenommen. Mittendrin steht Lehrer Peter Bootz (50): "Die Checklisten waren sehr hilfreich. Das spart einfach Zeit." Denn Erfahrungen hat kaum einer der Schüler. "Es ist toll, dass wir etwas zusammen machen", sagt Viktoria (14).

Und: "Das macht Schule" hilft auch bei anderen Projekten. Gerade entwickeln die Geberts mit Schulleiter Neumann eine Finanzierung für eine neue Aula. Über ihr Internetportal vermitteln sie ausgediente Firmen-PC an Schulen, in Vorbereitung sind Projekte zu Schülerfirmen und Ernährung. Gebert: "Ziel ist ein internetbasierter Selbstbedienungsladen für Eigeninitiative."