Kompromisslos

"Beust und Goetsch rechnen heute mit Scheitern der Schulgespräche", Hamburger Abendblatt, 10. Februar

Das Scheitern der Verhandlungen über die Hamburger Schulreform hat mich entsetzt. Wie können solche, für unsere Kinder existenziellen Verhandlungen für gescheitert erklärt werden? Hat irgendjemand darüber nachgedacht, was das insbesondere für die jetzigen 3. Klassen in Hamburg bedeutet? Sie sind auf sechs Jahre gemeinsames Lernen vorbereitet worden und nicht auf das Gymnasium. Sie haben weder Noten noch Zeugnisse zum Halbjahr bekommen. Hier werden wieder die Kinder aus bescheideneren Verhältnissen massiv benachteiligt sein. Aus meiner Sicht hat sich die Initiative "Wir wollen Lernen" durch ihre absolute kompromisslose Verhandlungstaktik selbst ins Aus katapultiert.

Susanne Düwel, per E-Mail

Kein Wille

Heute habe ich mit Erschrecken den "neuen" Vorschlag von CDU und GAL zu den Verhandlungen um einen Schulfrieden gelesen. Bei CDU/GAL ist ja überhaupt kein Wille zu einer Verständigung erkennbar, in allen wesentlichen Punkten ist die Position wie vor Beginn der Verhandlungen. Es wird offenbar nur verhandelt, um den Schwarzen Peter weiterzugeben. Man ist nicht bereit, die eigenen Behauptungen auch nur irgendeinem Realitätstest erreichter Lernleistungen zu unterziehen, und besteht gleich zu Beginn auf Zwangsbeglückung. Da sehen wir die Arroganz der Macht.

Ulrich Rietschel, per E-Mail

Unrealistisch

Wer streut eigentlich wem den Sand in die Augen, der in diesem Winter auf Hamburgs Straßen fehlt? Alle Beteiligten wissen, dass gemäß Artikel 50, 3 der Hamburgischen Verfassung ein Volksentscheid vorgesehen ist, wenn die Bürgerschaft nach einer bestimmten Frist dem "Anliegen des Volksbegehrens" nicht entspricht. Da 184 000 Bürger im erfolgreichen Begehren gefordert haben, "dass die Hamburger Gymnasien und weiterführenden Schulen in ihrer bisherigen Form ..." erhalten bleiben sollen, sehe ich gar keinen Spielraum für einen "Kompromiss", will man nicht den Willen der Bürger (verfassungswidrig) missachten. Wenn man so will, fanden die Verhandlungen ohne Mandat oder Legitimation und ohne realistische Erfolgsaussichten statt.

Ulrich Reppenhagen, per E-Mail

Behutsam

Warum ist es so schwer zu begreifen, dass Schulfrieden nicht bedeutet, alle vier Jahre neue Experimente zu wagen. Soziale Gerechtigkeit erlangt man durch kostenlose Schulen, ohne Büchergeld, mit kleinen Klassen und vielen engagierten Lehrern. Wir brauchen ein Schulsystem, das alle mittragen. Da wir für alle Kinder nur das Beste wollen, dürfen Änderungen und Reformen nur langsam und behutsam eingeführt werden.

Monika Wedemann, per E-Mail

So nicht

Das Schulmodell sechs Jahre gemeinsames Lernen hat sich sicherlich in vielen Nachbarländern bewährt, aber nicht mit 25 Kindern in einer Lerngruppe mit einem Lehrer, wie von Schwarz-Grün vorgesehen, sondern, wie z. B. in Schweden mit 20 Kindern und zwei Lehrern. Wenn der Senat dieses Geld in die Hand nehmen würde, macht längeres gemeinsames Lernen Sinn, aber so nicht. Flächendeckende Einführung der Primarschulen bis 2012 nur aufgrund der Dauer der Legislaturperiode, und das auf dem Rücken der Kinder, ist beschämend für die Hamburger Politik.

C. Winter, per E-Mail

Vorhersehbar

Der Senat hat von Vornherein auf das Scheitern zugesteuert. Wenn die gegensätzlichen Standpunkte Ja oder Nein heißen, kann doch ein Kompromiss nur dazwischen liegen und heißen: vielleicht. Verhandlungen sind doch nur dann sinnvoll, wenn im Ergebnis beide Ansätze möglich bleiben.

Hans-Walter Beencke, per E-Mail

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