Die 83 Jahre alte Hamburgerin ging von 1937 bis 1943 hier zur Schule. “Wir sind damals nicht zur Kritikfähigkeit erzogen worden“, sagt sie.

Hamburg. Es hat sich eine Menge geändert, seit Eva Talke das Gymnasium Klosterschule besucht hat. Seit den 60er-Jahren werden an der 1872 gegründeten ehemaligen Mädchenschule auch Jungs unterrichtet, seit 15 Jahren ist das Gymnasium Ganztagsschule. Die 83 Jahre alte Hamburgerin ging von 1937 bis 1943 hier zur Schule. "Wir sind damals nicht zur Kritikfähigkeit erzogen worden", sagt sie, und sie bedauert das zutiefst. Deshalb hat sie sich entschlossen, den Schülern ein Abendblatt-Paten-Abo zu spenden. "Mir geht es darum, dass ihr euch ein eigenes Urteil bildet, dass ihr nicht alles hinnehmt, Dinge hinterfragt. In meiner Kindheit war Kritik nicht erwünscht", sagt sie zu den Elftklässlern, die mit ihr über ihre damalige Schulzeit diskutieren. "Aber ich finde wichtig, dass ihr Zeitungen lest, euch informiert und dann selber nachdenkt, euch auch darüber miteinander unterhaltet, was aktuell passiert." "Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand unserer Schule eine Wohltat erweist", bedankte sich Schulleiter Ruben Herzberg bei der ehemaligen Schülerin.

Bei der Führung durch das Schulhaus wirkt Eva Talke, die seit vielen Jahren in Poppenbüttel wohnt, sehr orientierungssicher. Ohne Mühe findet sich die zierliche alte Dame im alten Teil des Gebäudes zurecht (der Neubau stand damals noch nicht). Sie erinnert sich noch gut an ihre Gymnastik- und die Musikstunden. "Zeichnen mochte ich am liebsten. Und in Musik mussten wir damals immer vorsingen", erzählt sie. "Das ist heute alles freiwillig", sagt Luis (16) sichtlich erleichtert.

Bei der Gesprächsrunde interessierten sich die Elftklässler vorwiegend für die Zeit des Nationalsozialismus, fragen Eva Talke, wie sie die Machtergreifung Hitlers erlebt, was sie bei Kriegsausbruch empfunden und was sie gedacht habe, als sie von den Konzentrationslagern erfuhr. "Ich war richtig geschockt nach 1945. Ich habe seither versucht zu verstehen, wie das alles geschehen konnte, aber je länger man darüber nachdenkt, desto schrecklicher ist es. Es ist eine Schande", sagt die Mutter von vier Kindern, die sich seit vielen Jahren bei den "Frauen in Schwarz" engagiert, einer Initiative gegen Gewalt und Krieg.

MudasarA. Rana (19) fragt interessiert nach. Der HSV-Fan liest besonders gern den Sportteil. "Aber mein Politik-Lehrer hat gemeint, für meine Allgemeinbildung seien auch die anderen Seiten wichtig."