Sechs Nachwuchsingenieure schufen das größte dreidimensionale Display der Welt. Die Industrie unterstützt das Projekt.

Hamburg. Sechs Nachwuchsingenieure des Vincent-Lübeck-Gymnasiums in Stade sorgten am Wochenende auf der Nortec Messe in Hamburg mit dem größten dreidimensionalen Display der Welt für Wirbel. Ihnen gelang es, 4096 kleine, weiße LED-Lampen zu einem würfelartigen Gitternetz zusammenzustecken, das die Darstellung von bewegten Formen und Bildern im dreidimensionalen Raum möglich macht. Die Entwicklung solcher LED-3-D-Displays läuft auch im professionellen Geschäft auf Hochtouren.

Ziel ist es, von unterschiedlichen Orten der Welt aus auf ein und dieselbe Darstellung eines komplexen, dreidimensionalen Projekts zugreifen zu können. Umso mehr Wert legten die jungen Forscher auf die praxisnahe Anwendung ihrer Erfindung. "Zum Beispiel in der Luftraumüberwachung", sagt Malte Beckmann (17). "Die Abstände zweier Flugzeuge könnte dreidimensional viel klarer dargestellt werden als bisher, drohende Kollisionen effektiver und rechtzeitiger verhindert werden."

In Zukunft könnten auch Computertomografen in der Medizin mit dieser 3-D-Visualisierung ausgestattet werden. An dem bisher größten 3-D-Display dieser Reihe arbeiteten die Jugendlichen ein Jahr. Nebenbei bauten sie den RGB-LED-3-D-Display. Der Unterschied: Die eingebauten LED-Leuchten können jede erdenkliche Farbe annehmen. Unter dem Gittergerüst aus kleinen Lämpchen liegt die Steuerung, das Herz der Entwicklung. Jede LED wird einzeln bedient. Die programmierte Abfolge des An- und Ausschaltens der knapp 4100 Lampen lässt für das menschliche Auge bewegte Bilder entstehen.

Schon seit Jahren unterstützt das Vincent-Lübeck-Gymnasium begabte Schüler bei ihren technischen und wissenschaftlichen Projekten. "Angefangen haben wir mit Robotern", erzählt Malte Beckmann (17). Unter der Leitung von Knut Langhans treffen sie sich einmal in der Woche in der "Mühle" in Stade.

Die ehemalige Windmühle wurde vor 16 Jahren von dem Landkreis und der Stadt Stade zu einem Forschungszentrum für Jugendliche restauriert. Seitdem forschen dort Schüler des Vincent-Lübeck-Gymnasiums auf höchstem Niveau an ihren Entwicklungen. Knut Langhans fördert und fordert den talentierten Nachwuchs. "Wenn wir eine Frage haben, sagt er uns nicht die Antwort. Er sagt eher ,schlagt mal in diesem Buch nach' oder ,öffnet den Schrank da'", sagt Daniel Kensik (15). Das hilft ihnen oft mehr.

Gerade bekam das Erfolgsprojekt wieder eine Auszeichnung. Vergangene Woche erhielt es den Schürmann-Stifterpreis, mit einem Scheck über 500 Euro und Sachspenden, die auf die Forschungszwecke der Jugendlichen abgestimmt sind.

Sie alle sind Teil der Projektgruppe "Felix 3D Display". Seit 20 Jahren forscht diese Gruppe an dreidimensionalen Darstellungstechniken. Malte Beckmann (17), Alexander Morosow (16), Daniel Kensik (15), Thomas Stielow (16), Lena Reitmann (16) und Lisa von Holten (16) sind die Jüngsten im Team.

Zahlreiche Sponsoren unterstützen das Projekt. Sogar Kanzlerin Angela Merkel (CDU) war schon in Stade, um sich die Forschungsentwicklungen des Felix-Teams anzuschauen.

Auch international erlang das 3-D-Display der talentierten Forscher Aufmerksamkeit. Zwar platze eine Ausstellungsreise in die USA kurzfristig, weil Sponsoren wegen der Finanzkrise absprangen. "Wir hätten nicht alle mitfahren können. Deswegen haben wir die Reise abgesagt", sagt Lena Reitmann.

Sogar die Firma IBM erkannte offenbar das Potenzial, wollten die Idee bereits kaufen. Kommerz ist den Talenten aber nicht so wichtig. "Wir wollen an der Idee weiterforschen", sagt Lisa von Holten (16). Im Moment nehmen sie an dem Wettbewerb "Jugend forscht" teil. Echte Herausforderungen sind für die Jugendlichen aber Messen und Ausstellungen. "Um die 4096 LED- Lämpchen anzubringen, haben wir auch manche Nächte durchgearbeitet", erzählt Malte Beckmann. Trotz ihres großen Erfolgs sind sie ganz normale Teenager. "Wir haben auch andere Hobbys, spielen Instrumente und gehen abends los", sagt Lena Reitmann und lacht.