Die größte Oberstufe der Stadt verliert ihren zentralen Standort. Der Vorsitzende des Schulausschusses spricht von “kaltem Rausschmiss“.

Hamburg. Es ist eines der gymnasialen Vorzeigeprojekte und mit mehr als 600 Schülern und einem reichhaltigen Kursangebot die größte Oberstufe der Stadt: das Eimsbüttler Modell. Jetzt ist die Existenz des gemeinsamen Unterrichts der Oberstufen des Helene-Lange-Gymnasiums und des Gymnasiums Kaiser-Friedrich-Ufer im Gebäude des ehemaligen Bismarck-Gymnasiums an der Bogenstraße infrage gestellt.

Nach den aktuellen Plänen der Schulbehörde soll die benachbarte Schule An der Isebek, eine künftige Primarschule, zwei Etagen des jetzigen Oberstufenhauses beziehen. Dem Eimsbüttler Modell blieben nur noch fünf Klassenräume und ein Fachraum. Die Folge: Der weitaus größte Teil des Oberstufen-Unterrichts müsste an den beiden Stammschulen gegeben werden.

Ursprünglich hatte die Schule An der Isebek nur ein Stockwerk belegen sollen. "Wir sind gestern mit der neuen Regelung konfrontiert worden", sagt Rolf Werner, Elternratsvorsitzender des Helene-Lange-Gymnasiums. "Jetzt sind wir wieder an dem Punkt, an dem wir vor einem Jahr in der Regionalen Schulentwicklungskonferenz (REK) schon waren. Ich bin ziemlich sauer", empört sich der Vater. Anders als zunächst vorgesehen, sollen nicht nur die Fünft- und Sechstklässler, sondern bereits die Viertklässler im Oberstufenhaus lernen.

"Ich bin entsetzt. Ohne Rücksicht auf die Beschlüsse der REK will die Behörde rigoros eine Lösung zum Schaden des Eimsbüttler Modells durchsetzen", sagt der CDU-Bezirksabgeordnete und Schulausschuss-Vorsitzende Wolfgang Böttcher. Er will in der Bezirksversammlung Eimsbüttel gegen den "kalten Rausschmiss" der Oberstufenschüler vorgehen.

"Es ist verständlich, dass die Schule An der Isebek wegen der zwei zusätzlichen Jahrgänge mehr Platz benötigt", sagt Angelika Blütener, die Schulleiterin des Helene-Lange-Gymnasiums. Im Oberstufenhaus würden Kapazitäten frei, wenn der Doppel-Abiturjahrgang im Sommer die Schule verlasse. "Daraus ergibt sich, dass wir Platz im Oberstufenhaus haben. Man muss sich arrangieren", sagt Blütener. Wenn jedoch zwei Drittel des Hauses für die künftigen Primarschüler vorgesehen seien, ändere das die Lage, weil die Oberstufenschüler dann zwischen drei Standorten pendeln müssten. "Die Zukunft des Eimsbüttler Modells ist fraglich, wenn es nicht mehr den einen zentralen Standort gibt", sagt Blütener.

Die Schulleiterin sieht weitere Probleme. Zwar gebe es am Helene-Lange-Gymnasium rechnerisch genug Räume für die Oberstufenschüler, weil ja die Klassen fünf und sechs wegfallen sollen. Aber für die von der Behörde gewünschte Modernisierung des Unterrichts - etwa Individualisierung - fehlten die Räume.

Hans-Peter de Lorent, Chefplaner der Schulreform, reagiert gelassen. "Dass das Eimsbüttler Modell vor dem Aus steht, halte ich für übertrieben", sagt de Lorent. Alle Beteiligten sollten sich noch einmal "an einen Tisch setzen, am besten vor Ort".

"Die Schulbehörde muss eine Planung vorlegen, mit der die erfolgreiche Zusammenarbeit der Gymnasien eine Zukunft hat", sagt der SPD-Schulexperte Ties Rabe. Er will eine Kleine Anfrage zu dem Thema stellen.