Dreimal häufiger werden Kinder aus wohlhabendeen Stadtteilen für das Gymnasium empfohlen als Schüler aus benachteiligten Vierteln. Zu diesem Ergebnis kommt die SPD-Bürgerschaftsfraktion, die die Gymnasialempfehlungen für 11 702 Schüler aus 208 Grundschulen am Ende des Schuljahres 2007/2008 untersucht hat. "Diese bisher unbekannten Zahlen zeigen, dass Hamburgs Grundschulen die soziale Spaltung nicht überwinden", sagt Ties Rabe, schulpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion.

Durchschnittlich wurde 44 Prozent der Kinder eine gymnasiale Schullaufbahn empfohlen, heißt es in der Studie. Dafür hatten die Sozialdemokraten die Antwort des Senats auf eine Große Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion ausgewertet. Die Kernaussage: Während in sogenannten sozialen Brennpunkten nur 23,4 Prozent der Grundschüler an Gymnasien empfohlen werden, sind es aus wohlhabenderen Stadtteilen 69,4 Prozent. Aus Othmarschen erhielten Ende des Schuljahres 2007/2008 sogar 70,7 Prozent der Kinder eine Gymnasialempfehlung, in Billstedt dagegen gerade einmal 23,1 Prozent. Unter den 41 sogenannten Kess-1-Schulen aus besonders benachteiligten Stadtteilen gab es 29 Schulen, die weniger als 22 Prozent der Schüler als für das Gymnasium geeignet befanden.

"Die Zahlen zeigen allerdings auch sehr große und kaum zu erklärende Unterschiede bei den Empfehlungsquoten der Schulen aus sozial ähnlichen Einzugsbereichen", sagt Ties Rabe. Die Spannweite liege zwischen 20 und 70 Prozent. Offensichtlich werde die Empfehlungspraxis von Schule zu Schule und dort jeweils von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich gehandhabt. Umso unverständlicher sei es, dass der schwarz-grüne Senat das Elternwahlrecht abschaffen wolle, ohne verlässliche Zahlen über das Empfehlungsverfahren zu kennen. "In Sachen Grundschulempfehlung veranstaltet der Senat einen Blindflug", sagt Rabe. Das Empfehlungsverfahren sei fehleranfällig und habe viele Mängel.