Wegen der Schulreform müssen zu Beginn des nächsten Schuljahres bis zu 5000 Haupt- und Realschüler ihre Schule wechseln. Das ergibt sich aus den Antworten des Senats auf Kleine Anfragen des SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Ties Rabe. Betroffen sind die Schüler der Grund-, Haupt- und Realschulen (GHR), die im Zuge der Reform in Primarschulen umgewandelt werden sollen.

Nach Angaben des Senats handelt es sich um 30 Standorte mit rund 230 Klassen der künftigen Jahrgänge sieben bis zehn. An den alten GHR-Standorten werden in Zukunft nur noch die Klassen eins bis sechs unterrichtet. Laut Senatsantwort werden die Schüler, die im nächsten Schuljahr die Klassenstufe sieben besuchen, an eine Stadtteilschule oder ein Gymnasium wechseln - je nach Leistung. "Zugleich werden die Schüler, die sich im Schuljahr 2010/11 in den Klassenstufen acht, neun oder zehn befinden, organisatorisch einer Stadtteilschule zugeordnet", schreibt der Senat. Die Entscheidung, ob die betroffenen Klassen am alten Schulstandort unterrichtet werden können, werde "im Rahmen der Schulorganisation nach den standortbezogenen Gegebenheiten getroffen". Die zuständige Stadtteilschule könne unter Umständen am alten GHR-Standort vorübergehend eine Zweigstelle einrichten. "Dieses umständliche Verfahren wird wohl eher die Ausnahme bleiben", vermutet Rabe. Er sei bereits von einigen Schulleitern über die geplanten Schulwechsel informiert worden.

Die Schulorganisation für das kommende Schuljahr findet Mitte April statt. Rabe hält diesen Zeitpunkt für zu spät. Die Schüler und ihre Eltern dürften nicht erst wenige Wochen vor den Sommerferien von dem bevorstehenden Schulwechsel erfahren. "Die Schulbehörde muss ihre Pläne zügig offenlegen", fordert Rabe. Ein Schulwechsel sei ein erheblicher Eingriff in den Bildungsweg. Deswegen müssten die Betroffenen fair am Entscheidungsprozess beteiligt werden.

Nach Informationen des Abendblatts kann der Standortwechsel im Einzelfall zu einer erheblichen Verlängerung des Schulwegs führen. So sollen die Sechst- bis Neuntklässler der Ernst-Henning-Schule im Zentrum von Bergedorf auf die künftige Stadtteilschule Kirchwerder wechseln, die gut fünf Kilometer entfernt liegt.

Rabe fordert, dass der Schulwechsel nach der 6. Klasse die "absolute Ausnahme" bleiben müsse. "Schulwechsel belasten den Unterricht, die Konzentration und die Arbeit", sagte der SPD-Politiker. Gerade in der Pubertät dauere es manchmal mehrere Monate, bis sich Klassen an eine neue Situation gewöhnten. Allerdings: Der Wechsel nach Klasse sechs soll im Zuge der Primarschulreform bekanntlich in Zukunft alle Schüler betreffen.