Mit einer veränderten Schulstundentaktung will Senatorin Christa Goetsch (GAL) Schüler und Lehrer entlasten.

Hamburg. Der Schulgong, das von vielen Schülern sehnlich erwartete Pausenzeichen, soll nach dem Willen der Hamburger Schulbehörde vom kommenden Schuljahr an nicht mehr alle 45 Minuten ertönen. Mit einer veränderten Schulstundentaktung will Senatorin Christa Goetsch (GAL) Schüler und Lehrer entlasten. "Den Hamburger Schulen wird nachdrücklich empfohlen, die Unterrichtsstunden auf 60 bis 90 Minuten zu verlängern", sagt Johanna Götze-Weber von der Pressestelle der Schulbehörde.

Die Entscheidung über die genaue Taktung könnten die Schulen individuell treffen. "In längeren Schulstunden können Themen ausführlicher bearbeitet werden, etwa in Selbstlernphasen", begründet Götze-Weber das Vorhaben. "Außerdem vermindern sie den Vorbereitungsaufwand für die Lehrkräfte." Neu ist der Vorschlag zur Veränderung der Stundentaktung nicht. Die Gymnasien wurden bereits mit der Einführung des Turbo-Abis im Sommer 2004 zu längeren Unterrichtseinheiten angehalten, mittlerweile sollen sie rund 75 Prozent des Unterrichts auf Doppelstunden verteilen.

Wie viele andere ist auch das Gymnasium Hamm dem nachgekommen - für Schulleiter Sven Kertelhein liegen die Vorteile klar auf der Hand. "Die Anzahl der Fächer und das Material, das die Schüler dafür benötigen, sind an den einzelnen Tagen deutlich reduziert", sagt er. Außerdem müssten die Schüler nicht ständig umschalten und könnten die Hausaufgaben längerfristig planen. Auch an vielen Haupt-, Real- und Gesamtschulen macht man mit längeren Schulstunden gute Erfahrungen. Die Schüler der Albert-Schweitzer-Schule in Klein Borstel lernen seit Jahrzehnten bis zur ersten großen Pause in Doppelstunden. "Wir überlegen schon seit einiger Zeit, das Konzept des Doppelstunden-Unterrichts auszuweiten", sagt Schulleiter Olaf Pahl. Eine Schulstundenverlängerung auf 90 Minuten ist für ihn die pragmatischste Lösung. "60 Minuten würden eine zu große Umstellung bedeuten."

In der Ganztagsschule Fraenkelstraße heißt das Konzept des längeren Unterrichts "Mehr Lernen bei weniger Stress". Der gesamte Tagesablauf der Schülers ist in Phasen des konzentrierten Arbeitens und Erholungspausen aufgeteilt - in anstrengende "Denkfächer" und entspannende "Praxisfächer". "Die Schüler haben auf diese Weise viel mehr Spaß am Lernen", sagt Elternratsvorsitzende Regina Römer. Die 5-Minuten-Pausen wurden abgeschafft - stattdessen können sich die Fraenkelstraßen-Schüler nach jeder Doppelstunde in einer halbstündigen Pause erholen.