Im Streit um das Gastschulabkommen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein gibt es überraschend eine Übergangslösung.

Hamburg. "Im nächsten Jahr gilt die bestehende Reglung weiter", bestätigte der stellvertretende Sprecher der Senatskanzlei, Markus Kamrad, gestern Abend auf Anfrage. Auch Neuanmeldungen an Schulen in freier Trägerschaft für das kommende Schuljahr seien möglich, so der Sprecher. Die Einigung am Rande des Bildungsgipfels in Berlin war zwischen den Chefs der Hamburger Senatskanzlei, Volkmar Schön (CDU), und der Kieler Staatskanzlei, Arne Wulff (CDU), zustande gekommen. "Ziel ist es, Planungssicherheit zu schaffen", sagte Kamrad. Allerdings sei davon unbenommen, dass das Abkommen weiter verhandelt werden müsse.

Rückblick: Hamburgs Bildungssenatorin Christa Goetsch (GAL) hatte das Gastschulabkommen im Sommer 2009 gekündigt. Begründung: Trotz langer Verhandlungen habe es keine Annäherung über die Höhe der Ausgleichszahlungen gegeben. Seit 2004 zahlt Schleswig-Holstein jährlich 8,5 Millionen Euro. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Schulpendler jedoch massiv gestiegen. Derzeit liegt sie bei 6300, den umgekehrten Weg machen nur etwa 750 Schüler. Hamburg will deshalb mehr Geld und fordert nun jährlich 30 Milionen Euro. Kiel lehnte ab.

In den vergangenen Monaten war auf unterschiedlichen Ebenen über eine Neuauflage des Gastschulabkommens gerungen worden. Unter anderem hatten die Bürgermeister der Umlandgemeinden einen Brandbrief an Senatschef Ole von Beust (CDU) geschrieben. Zuletzt trafen sich in der vergangenen Woche Schulsenatorin Goetsch und ihr neuer Amtskollege Ekkehard Klug (FDP) zu Gesprächen - ohne eine Einigung zu erreichen.

Kurz vor Beginn der nächsten Anmelderunde können Schulen und Eltern erst einmal aufatmen. Besonders in den Hamburger Privatschulen, die mit 1750 Schleswig-Holsteinern den Löwenanteil der Gastschüler stellen, war die Aufregung groß. So fürchtete etwa der Geschäftsführer der Bergedorfer Rudolf-Steiner-Schule, Thomas Schramm, sogar um die Existenz seiner Schule. Auch an der Bergedorfer Montessori-Schule, der einzigen Hamburgs, herrschte große Unsicherheit. Besonders absurd: Die Schule, die von TV-Moderator Jörg Pilawa und seiner Frau Irina gegründet wurde, liegt an einer Straße, die halb zu Hamburg und halb zu Schleswig-Holstein gehört.