Können im kommenden Schuljahr Fünftklässler aus Schleswig-Holstein nicht in Hamburg zur Schule gehen?

Hamburg. Können im kommenden Schuljahr Fünftklässler aus Schleswig-Holstein nicht in Hamburg zur Schule gehen? Das befürchten viele Eltern aus den umliegenden Landkreisen. Der Grund ist die Kündigung des Gastabkommens, das beide Länder 2005 geschlossen hatten. Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) hatte sie im Juni ausgesprochen, um eine automatische Verlängerung des für Hamburg defizitären Abkommens zu verhindern. Seit 2005 leistet Schleswig-Holstein Ausgleichszahlungen von jährlich 8,5 Millionen Euro. Nach Berechnungen der Schulbehörde kostet das Unterrichten der rund 6300 Gastschüler aus Schleswig-Holstein aber 30 Millionen Euro - eine Differenz von 21,5 Millionen Euro.

Am 7. Dezember will die Senatorin mit ihrem neuen Kieler Amtskollegen Ekkehard Klug (FDP) Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen führen, in dem ein kostengerechter finanzieller Ausgleich vereinbart werden soll. Nach Informationen des Abendblatts rechnet man in der Hamburger Senatskanzlei damit, dass sich die Gespräche mindestens bis Februar hinziehen werden. Auch im Falle einer Einigung wäre das für viele Schüler zu spät - müssen sie sich doch bis Mitte Februar an den weiterführenden Schulen angemeldet haben. Da sich die Familien der Viertklässler im Allgemeinen weitaus früher für eine bestimmte Schule entscheiden, werden wohl viele einer Bildlungseinrichtung in Schleswig-Holstein den Vorzug geben.

Doch nicht nur Schüler haben das Nachsehen. Auch die privaten allgemeinbildenden Schulen in Hamburg sind betroffen, darunter besonders die Waldorf- und die konfessionellen Schulen. Mehr als 1600 ihrer Schüler kommen aus Schleswig-Holstein, wofür die Privatschulen von der Hansestadt mit rund 5000 Euro pro Kopf und Jahr kräftig bezuschusst werden. Ihnen würden nach Schätzungen Zuwendungen von insgesamt 9,3 Millionen Euro verloren gehen. Der Katholische Schulverband, zu dem auch die Schulen St. Ansgar und Sophie Barrat gehören, unterrichtet mehr als 300 Schüler aus Schleswig-Holstein - dafür bekommt er pro Jahr rund 1,5 Millionen Euro. "Wir sind grundsätzlich sehr an einem neuen Abkommen interessiert", sagt Schuldezernent Hermann Vortmann. "Ist die Finanzierung der Schüler aus Schleswig-Holstein nicht gesichert, können wir keine neuen mehr aufnehmen." Ähnlich sehen es die Wichern-Schule (193 Schüler) und die Rudolf-Steiner-Schule Bergstedt (140).