Christian Klug ist seit sieben Jahren stellvertretender Schulleiter an der Klosterschule in St. Georg.

Hamburg. Zu Beginn der Deutschstunde muss erst einmal die Schuldfrage geklärt werden. "Wie seht ihr das, haben sich die Jungen schuldig gemacht?", fragt Christian Klug (51) in die Runde. Es sind natürlich nicht die 27 Schülerinnen und Schüler der 10a des Ganztagsgymnasiums Klosterschule (St. Georg), die etwas ausgefressen haben. Es geht um die Hauptfiguren aus William Goldings Roman "Herr der Fliegen", den die Klasse seit knapp drei Wochen im Unterricht bespricht. "Ich sehe kein Problem darin, auch mal englische Weltliteratur zu behandeln", sagt der promovierte Germanist, der seit 1992 an der Schule unterrichtet. "Sie wirft einfach oft Fragen der Ethik und Moral auf, die Heranwachsende besonders beschäftigt."

So wollen fast alle Schüler zu Wort kommen, die Arme schnellen in die Höhe. "Ich glaube, die Jungen sind nicht schuldig, weil sie nicht wissen, was sie tun", sagt Sina bestimmt. "Ein sehr guter Punkt", lobt Klug. "Möchte jetzt jemand direkt an dieser Stelle einhaken?" Emanuel möchte. "Im Internet habe ich gelesen, dass Schizophrene als nicht schuldfähig gelten. Das könnte doch auch hier passen?" Lia meldet sich und ruft: "Herr Dr. Klug, kann ich da ansetzen? Denn es gibt doch Gesetze. Und wer sich nicht daran hält, der ist doch erst einmal schuldig, oder?" Die Diskussion geht weiter, ein Exkurs zwischen Philosophie, Ethik und Jura.

"Herr Klug hat den richtigen Nachnamen", sagt Isabelle Helms (16) und lacht. "Erst dachte ich, das Niveau des Unterrichts sei zu hoch. Aber ich habe schnell gemerkt, wie sehr er uns weiterbringt. Weil er uns gezielt fordert und fördert." Offene Gespräche, eine lebhafte Diskussion, dafür stehe der Deutschunterricht, sagt Emanuel Tilmes (16): "Bei Herrn Klug darf man alles ansprechen, es gibt keine dummen Fragen. Außerdem macht er keinen Frontalunterricht, lässt sich kreative Aufgaben einfallen."

Wie für die zweite Hälfte der Doppelstunde. "Ihr habt die Wahl", sagt Christian Klug, der nach seinem Studium an der Uni Hamburg einen Teil seines Referendariats an der Klosterschule verbracht hat und seit sieben Jahren dort stellvertretender Schulleiter ist. "Entweder könnt ihr euch eine filmische Fortsetzung von Goldings Roman überlegen, oder ihr schreibt als Journalist ein Interview mit einem der Protagonisten auf - und zwar 50 Jahre später." Die Klasse teilt sich leise und wie selbstverständlich in Gruppen auf. Eine Viertelstunde haben sie Zeit, um ein paar erste Gedanken zu Papier zu bringen. "Verteilt euch", sagt er, "ich beantworte gern alle Fragen." Zu jeder der vier Gruppen setzt sich Christian Klug dazu, diskutiert mit, motiviert

"Die Stunde hat richtig Spaß gemacht", sagt Lia Groth (15). "Herr Klug ist so ein positiver Mensch. Er freut sich wirklich, wenn wir Fortschritte machen." Außerdem habe er in den vergangenen sechs Jahren, seit er die Klasse im Jahrgang 5 in den Fächern Sport und Deutsch übernommen habe, viele Projekte organisiert. ",Jugend debattiert' zum Beispiel", sagt Lia, die es sogar ins Hamburger Finale geschafft hatte. "Oder auch das Zeitungspraktikum in der 9. Klasse." Schon jetzt freuen sich die Schüler auf die Aktion, die Christian Klug mit der Klasse anstrebt, falls er gewinnen sollte. Die Schüler haben daran keine Zweifel. "Für uns ist Christian Klug der beste Deutschlehrer", sagen sie.

Bis Freitag stellen wir jeden Tag einen Finalisten der Aktion "Bester Deutschlehrer" vor. Ab Sonnabend haben Sie die Wahl. Morgen: Gerlinde Hartmann (55), Staatliche Handelsschule H12.