Hessen hat es schon. Jetzt wollen die Erfinder es auch in Hamburg einführen. Drei Tipps für mehr Ausgeglichenheit.

Hamburg. Dominik Dallwitz-Wegner hält sich selber für einen sehr glücklichen Menschen. "Und ich werde immer zufriedener", sagt der Diplom-Soziologe. Denn Glück sei durch einfache Übungen erlernbar. Wie das geht, vermittelt Dallwitz-Wegner unter anderem durch die von ihm gegründete Internetplattform "Glücksakademie". Zusammen mit der Stiftung Kinderjahre möchte er diese Fähigkeit des Glücklernens an Kinder und Jugendliche weitergeben und in Hamburger Schulen das Fach "Glück" einführen, das in anderen Bundesländern bereits erfolgreich erprobt wurde.

Für viele Schüler stellt die Schule keinen Ort der Zufriedenheit mehr da: "30 Prozent aller Schüler haben Schulangst, die oft bis zu Depressionen führen kann", sagt Dallwitz-Wegner, der sich selber als Glücksmediator bezeichnet. In Arbeitsgemeinschaften oder als Wahlfach will er den Schülern die Möglichkeit bieten, ihre Stärken zu entdecken und Selbstvertrauen aufzubauen. Sie sollen Glück lernen können wie eine Fremdsprache.

"Glück ist nicht zum Spaß da!", sagt Dallwitz-Wegner "Es geht nicht darum, einmal lachend über eine Wiese zu hüpfen, sondern darum, nachhaltig eine höhere Lebenszufriedenheit zu erreichen." Dadurch können Kinder krisenresistenter und stabiler werden und sogar Mobbing reduzieren. Für dieses Konzept sucht Dallwitz-Wegner nach Hamburger Schulen, die nach Fortbildungen der Lehrer Glück als Unterrichtsfach aufnehmen.

Unter anderem in Hessen wird diese Methode bereits erfolgreich umgesetzt, zum Beispiel an der Martin-Buber-Schule in Heppenheim. Die Schüler der Haupt- und Realschule machen im Glücksunterricht Übungen zur Persönlichkeitsstärkung, lernen, behutsam miteinander umzugehen, und wachsen bei kleinen Mutproben über sich hinaus.

"Bei Untersuchungen mit Vergleichsklassen haben sich große Unterschiede abgezeichnet", sagt Peter Kühn, Rektor der Martin-Buber-Schule. "Die Schüler der "Glücksklassen" gehen deutlich lieber zur Schule, fühlen sich selbstbewusster und seltener krank." Außerdem seien sie offener geworden, weniger ruppig und können besser zuhören. Kühn geht es vor allem um "das Anrecht jedes Menschen auf Glück" und die Abkehr von bedingungslosem Leistungsdruck: "Kinder, die gerne zur Schule gehen, lernen auch leichter."

Doch wie genau sollen die Schüler durch das neue Fach glücklicher werden? "Eine Zauberpille für das Glück gibt es nicht", sagt Dallwitz-Wegner. Es brauche Zeit und regelmäßiges Training, um Erfolge zu verzeichnen. In Gruppenarbeit spielen körperliches, emotionales und gedankliches Erleben zusammen. So könnte in einer Übung beispielsweise ein Schüler auf einem Balken entlanglaufen, der von seinen Klassenkameraden getragen wird. Viele Schüler anderer Bundesländer, die schon am Glücksunterricht teilnehmen, waren dabei überrascht, dass sie sich so gut aufeinander verlassen konnten. Der Gruppenzusammenhalt und das gegenseitige Vertrauen steigen, und die Schüler haben ein gutes Gefühl, wenn sie gemeinsam etwas erreichen.

Weg von der Problemorientierung und hin zur Lösungsorientierung - das ist ein wichtiges Ziel des Unterrichts in Glück. Über die eigenen Probleme wissen die Schüler gut Bescheid, nicht jedoch, wie man diese lösen kann.

Eigene Schwächen haben auch gute Seiten: Die Positiv-Konnotation etwa ist eine Technik, in der Schüler dies erkennen können. "Das funktioniert bei fast allem", sagt Dallwitz-Wegner. Wer zum Beispiel seine Faulheit für schlecht hält, schreibt dies auf eine Karte und tauscht sie mit den Karten seiner Klassenkameraden. Dann könnte er vielleicht von einem Mitschüler hören, wie nett es doch ist, sich ab und zu ohne schlechtes Gewissen zu entspannen und Kraft zu tanken.

Eine weitere Übung ist die sogenannte "Warme Dusche". Dabei sagen die Schüler reihum etwas Positives über einen Klassenkameraden, der ihnen den Rücken zugedreht hat, zum Beispiel "Tobias, du bist ein wirklich netter Kerl!" "Das ist eine enorme Stärkung des Selbstbewusstseins", sagt Dallwitz-Wegner. "Bei dem Schüler, der diese 'warme Dusche' erhält, rufen die positiven Äußerungen eine unglaubliche emotionale Reaktion hervor. Viele sind überrascht, dass sie von Mitschülern auch positiv wahrgenommen werden."

Auch alle, die nicht mehr schulpflichtig sind, können jetzt ihr Glück versuchen: Schon mit einfachen Übungen können eine höhere Zufriedenheit und mehr Ausgeglichenheit erreicht werden. Drei Praxistipps vom Gründer der Glücksakademie, Dominik Dallwitz-Wegner:

Versuchen Sie sich doch einmal an einem Dankbarkeitstagebuch. Wer sich beispielsweise einmal pro Woche etwas Zeit nimmt und aufschreibt, wofür er in den vergangenen Tagen dankbar war, kann deutlich zufriedener werden. Wenn man diese positiven Momente Revue passieren lässt, stimmt man sich selber positiv. Der Diplom-Soziologe: "Man kann besser einschlafen, geht bewusster durch den Tag, nimmt positive Dinge besser wahr und ist in Zukunft vielleicht schon während der Woche dankbarer."

Außerdem wichtig: sich Zeit für die Familie und Freunde zu nehmen. Auch wenn man vom Alltag gestresst ist und eigentlich gar keine Zeit dafür hat, sich diese Auszeit zu gönnen. Wer sich Zeit für persönliche Gespräche nimmt, schafft sich Raum für Entspannung und einen gesunden Ausgleich zur Arbeitswelt.

Um ein ausgeglichenes Gefühl zu bekommen, hilft es auch, sich sozial zu engagieren, davon ist Dominik Dallwitz-Wegner überzeugt: "Indem man sich für andere einsetzt, wird man auch selbst zufriedener und geht ganz nebenbei auch noch einer sehr sinnvollen Tätigkeit nach."