Seit mehr als zehn Jahren treffen sich engagierte Seniorinnen und Senioren in St. Georg, um aktive “Erinnerungsarbeit“ zu leisten.

Aufklären durch berichten - das ist ihr Auftrag. Seit mehr als zehn Jahren treffen sich engagierte Seniorinnen und Senioren in der Zeitzeugenbörse Hamburg in St. Georg, um aktive "Erinnerungsarbeit" zu leisten und an Schulen über die Vergangenheit zu berichten.

Leiter Ulrich Kluge motiviert die meist zwischen 60 und 80 Jahre alten Mitglieder zusammen mit Historikern, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen und diese aufzuschreiben. Mit diesen Erlebnissen konfrontieren die Mitglieder Schüler und Lehrer und stellen sich ihren Fragen. "Das ist es, was Schüler im Unterricht fesselt, sie so still werden lässt, als könne man eine Stecknadel fallen hören", sagt Gunter Cornehl, der ehrenamtlich für die Zeitzeugenbörse Menschen und ihre Erlebnisse filmt und porträtiert.

150 Schulen haben die Senioren schon besucht. "Nur wenn wir die Situation, den Handlungsrahmen im Alltag, die Gewohnheiten, die Ängste und die Antriebe der Menschen aus jener Zeit kennen, haben wir eine Chance, Geschichte zu begreifen", sagt Gunter Cornehl. Bei der "Nacht der Jugend" im Rathaus warb er gemeinsam mit Kollegen für ein neues Projekt der Zeitzeugenbörse: der Aufbau einer Videodatenbank. Ihr Ziel ist es, die Fülle von authentischen Zeitzeugenberichten mit den jeweils erzählenden Menschen in Kurzfilmen zu dokumentieren und damit der Nachwelt als "kollektives Gedächtnis" zu erhalten. Adressaten sind Schulen, Forschungseinrichtungen, Journalisten und private Nutzer. Themen sind beispielsweise "Verführung durch den Nationalsozialismus", "Machtergreifung", "Pogromnacht", "Verfolgung durch den NS-Staat", "Überleben im KZ", "Bombenkrieg", "Wiederaufbau und Aufbruch", aber auch jüngere Themen wie "Die frühen Jahre in der BRD/DDR". "Wir wollen ab 2010 über einen Zeitraum von etwa vier Jahren rund 100 Videofilme herstellen, die Spektrum und Schwerpunkte der Hamburger Zeitzeugenarbeit widerspiegeln", sagt Gunter Cornehl. Möglich wäre eine Erweiterung der Videodatenbank durch Geschichten von Persönlichkeiten wie etwa Ralph Giordano. Für die Umsetzung des Projekts fehlt aber noch Geld.

Für die Gesamtkosten von rund 50 000 Euro ist die Zeitzeugenbörse daher auf der Suche nach Sponsoren. Kontakt und Informationen: Zeitzeugenbörse Hamburg im Seniorenbüro, Steindamm 87, 20099 Hamburg, Telefon 30 39 95 07, E-Mail: senioren1@aol.com , Internet: seniorenbuero-hamburg.de