Wissen und gutes Gewissen: Zum Unterricht gehören Nachhaltigkeit, vernetztes Denken und Globalisierung.

Hamburg. Vorauszudenken und danach zu handeln, das ist nicht allein die Aufgabe von einigen wenigen. Um das Prinzip "Wissen wollen, Gewissen entwickeln und bewusst handeln" in das Bildungsangebot von Schulen zu integrieren und damit schon Kinder auf den Weg der Nachhaltigkeit zu bringen, hat der Club of Rome jetzt erstmalig 16 deutsche Schulen zertifiziert. Bei der feierlichen Zeremonie am Sonnabend in der Handwerkskammer waren auch vier Hamburger Schulen dabei.

Das Wilhelm-Gymnasium (Harvestehude), das Carl-von-Ossietzky-Gymnasium (Poppenbüttel), die Schule Carl-Cohn-Straße (Winterhude) und die Gesamtschule Max Brauer (Bahrenfeld) dürfen sich für die nächsten fünf Jahre "Club of Rome Schule" nennen. "Alle diese vier Schulen haben in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung durchlaufen", sagt Antje Westenhoff (61), Schulleiterin des Wilhelm-Gymnasiums. Seit fünf Jahren, von der Ausschreibung bis zur Zertifizierung, haben die Schulen ihre individuellen Konzepte weiterentwickelt und umgesetzt. Konzepte, die den drei Prinzipien Nachhaltigkeit, vernetztes Denken und Globalisierung des Clubs of Rome entsprechen. So sind im Wilhelm-Gymnasium unter anderem elektronische Tafeln das "Tor zur Welt", wie Westenhoff sagt, pflanzen die Schüler Bäume oder lernen, sich auf einem Bauernhof selbst zu versorgen. Die Schule Carl-Cohn-Straße, seit 13 Jahren Umweltschule in Europa, geht über ihr grünes Engagement hinaus unter anderem mit dem Konzept "Jedem Kind ein Instrument" auf die ganzheitliche Förderung der Schüler ein. "Wir haben unsere dritte Sportstunde umgewandelt in eine Stunde Sport und Bewegung", sagt Schulleiterin Brigitte Mischur (62). Über die Auszeichnung, die keine finanzielle Unterstützung bedeutet, die Schulen aber bundesweit mehr vernetzt, freut sich Mischur: "Allein der Input durch die hochqualifizierten Mitarbeiter des Clubs of Rome ist extrem viel wert." Das sieht auch Barbara Riekmann (60), Schulleiterin der Gesamtschule Max Brauer, so: "Es ist wichtig, in einem Netzwerk zusammenzuarbeiten. Dass Bildung nicht lokal, sondern global zu verstehen ist, sieht man oft leider immer noch nicht." Global engagiert sich ihre Schule: Unter anderem unterstützen die Schüler eine Schulkantine in Mali und gründeten die Schulfirma Fairdressed, die aus Ägypten fair gehandelte T-Shirts einkauft und bedruckt.

Im Carl-von-Ossietzky Gymnasium freut sich Schulleiterin Martina Bröker (50) nicht zuletzt über die Zertifizierung, weil "unser Namensgeber, wenn er noch leben würde, mit seinen Idealen sicherlich eine starke Stimme des Clubs of Rome wäre." Jüngst wurde eine Trainings- und Forscherzeit in Deutsch, Englisch, Mathe eingeführt, um schwächeren Schülern ein intensiveres Training und stärkeren Schülern ein eigenständiges Forschen zu ermöglichen. Außerdem konnte in einer Partnerschule in Tansania durch Spenden ein Klassenzimmer eingeweiht werden.

"Alle Schulen sind sehr unterschiedliche Wege gegangen", sagt Max Schön (48), Präsident des Clubs of Rome Deutschland. "Das gefällt uns - wir zertifizieren nicht nach Checkliste, sondern gucken, ob die Schulen ihrem Weg treu bleiben." Fünf Jahre können die Schulen den Namen tragen, danach muss man sich neu bewähren. Um das Projekt weiter auszubauen, fehlen aber die finanziellen Mittel. Schön hofft nun auf die Unterstützung von Unternehmen.