Pixi-Projekt und Poetry-Slam: So wecken die Schule Arnkielstraße und das Kurt-Körber-Gymnasium Bücherlust.

Hamburg. Alev (9) überlegt erst mal: "Lesen macht Spaß, weil ..." Da stockt sie kurz, und sagt, "weil man in dem Buch in eine andere Welt kommt." Am liebsten liest sie die Geschichten vom kleinen Vampir. Schoeib, Ozkan, Damla und Julia, alle auch aus der dritten Klasse der Schule Arnkielstraße in Altona-Nord, nicken eifrig. "Wir lesen ja auch oft Pixi-Bücher im Unterricht", sagt Alysah (8). Zwei Stück schaffe sie in der Stunde, sagt sie stolz. Bei Elma (9) sind es inzwischen schon fünf. Das Pixi-Buch-Projekt ist eine von vielen Ideen an der Grundschule, mit dem Kinder zum Lesen ermuntert werden sollen - und für die sie im Rahmen des Lesefests Seiteneinsteiger als Literaturschule 2009 ausgezeichnet wurde.

Als weiterführende Schule wurde das Kurt-Körber-Gymnasium in Billstedt prämiert, das seit Jahren mit einem Gesamtkonzept zur Leseförderung arbeitet und damit auch im Stadtteil vernetzt ist. "Lesen ist das Tor zur Bildung, Hamburg ist das Tor zur Welt. Das passt", sagte Harald Vogelsang, Vorstandsvorsitzender des Hauptsponsors, der Haspa-Hamburg-Stiftung, bei der Übergabe der Preise. Auch Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) betonte die Bedeutung des Lesens. "Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch", zitierte sie die Schriftstellerin Emily Dickinson. Beide Schulen erhalten Geldpreise in Höhe von 2000 Euro.

"Wir vergeben die Auszeichnung zum dritten Mal", sagt Seiteneinsteiger-Initiatorin Nina Kuhn. "Jedes Mal gab es mehr und interessantere Bewerbungen." Um diese Entwicklungen zu fördern, wurde in diesem Jahr zum ersten Mal ein Förderpreis in Form eines professionellen Coachings für die Entwicklung von kreativen Leseförderprojekten vergeben. Er geht an die Gesamtschule Kirchdorf.

Am Gymnasium Billstedt gibt es eine lange Tradition von Leseförderung. "Bei uns hört man ständig von neuen Büchern und dann hat man Lust, die auch privat zu lesen", sagt Milab (17) aus dem elften Jahrgang. Und Erschad (17) sagt: "Ich habe immer viel gelesen. Wenn ich erst mal angefangen habe, kann ich meistens gar nicht mehr aufhören." Einige Beispiele, was die Schule, deren Schüler zu 80 Prozent einen Migrationshintergrund haben, anbietet: Lesenächte, Schreibwerkstätten, Poetry-Slam-Kurse, mehrere Bibliotheken, Teilnahme an unterschiedlichen Wettbewerben. Schüler der sechsten Klassen werden zu "Book Buddys" ausgebildet und lesen jüngeren Kindern vor. "Wir wollen, dass unsere Schüler bei uns nicht nur das Abitur machen, sondern auch in Stadt und Kultur angekommen sind", sagt Deutsch-Koordinatorin Christiane Blietz.

Ähnlich auch der Ansatz an der Schule Arnkielstraße. "Wir haben viele Schüler, die nicht aus Leserfamilien kommen. Da müssen wir viel tun", sagt Lehrerin Sybille Ekrut, die zahlreiche Leseförder-Projekte initiiert hat. So gibt es ein literarisches Frühstück mit selbst bemalten Tischsets mit kleinen Gedichten, mehrere Lese-AGs, einen Hörklub oder muttersprachliche Vorleseangebote von Eltern. Und das Pixi-Projekt. "Längere Texte zu lesen, ist für viele Kinder ein Problem. Da ist es ein Anreiz, wenn sie plötzlich ein ganzes Buch durchbekommen", sagt Ekrut, selbst leidenschaftliche Pixi-Sammlerin. Ihr ehrgeiziger Plan, jede Klasse mit "einem Quadratmeter Pixi-Büchern" auszustatten, soll nun mit dem Preisgeld umgesetzt werden. "Das sind ausgelegt in der Fläche genau 100 Bücher."