Am Gymnasium Hamm sind fünf Kinder infiziert. Bis zu den Herbstferien sollen viele Schüler zu Hause bleiben.

In Hamburg ist die erste Schule massiv von der Schweinegrippe betroffen. Am Gymnasium Hamm beurlaubte das Gesundheitsamt Mitte eine fünfte Klasse. Dort haben sich vier Kinder mit dem Virus H1N1 infiziert, zwölf weitere Schüler leiden an Symptomen. Zudem sollen vier zehnte Klassen und alle Oberstufenjahrgänge bis zu den Herbstferien (ab 12. Oktober) zu Hause bleiben, nachdem ein Krankheitsfall bestätigt worden war. "Es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme als Schutz für die anderen Schüler der jeweiligen Klassen", betonte Schulleiter Sven Kertelhein. Keiner der erkrankten Schüler schwebe in Lebensgefahr.

Die Teilschließung des Gymnasiums war bereits am Freitag in enger Abstimmung zwischen Schule und Gesundheitsamt erfolgt. Insgesamt ist derzeit etwa die Hälfte der Schüler beurlaubt. Das könne ausgeweitet werden, sollten weitere Kinder erkranken, sagte der Sprecher des Bezirks Mitte, Lars Schmidt. Gestern gab es keine neuen Fälle.

Trotzdem ist die Verunsicherung an der Schule groß. In der betroffenen 5 b waren zum Schluss von 26 Schülern nur noch zehn zum Unterricht erschienen. Noch ist völlig unklar, wo und wie sich die vier Schüler, bei denen das Virus bestätigt wurde, angesteckt haben. In einem Rundbrief forderte er alle auf, Kinder mit Anzeichen der Krankheit - wie Übelkeit, Fieber, Schnupfen oder Husten - nicht zur Schule zu schicken. "Schon jetzt gibt es einige Familien, die ihre Kinder aus Angst vor der Ansteckungsgefahr zu Hause halten", so Schuldirektor Kertelhein.

In Hamburg entscheiden die Gesundheitsämter je nach Einzelfall über das Vorgehen bei Schweinegrippe-Fällen. Vorgaben der Gesundheitsbehörde gibt es nicht. "Es wird sich immer irgendwo weiter ausbreiten", sagte deren Sprecher Rico Schmidt. "Dass es irgendwann mal eine Schule trifft, war voraussehbar." In den vergangenen Wochen waren bereits Schulen in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg ganz oder teilweise geschlossen worden, nachdem unter den Schülern die Krankheit grassierte. Anfang September hatte die Weltgesundheitsorganisation das Pandemie-Risiko für Europa als gering bis moderat eingestuft. In Deutschland sollen Mitte Oktober flächendeckende Impfungen beginnen.

"Man muss mit einer zweiten schweren Schweinegrippe-Welle rechnen", sagt Dr. Maike Ermer, Mikrobiologin am Marienkrankenhaus. Die Wissenschaftlerin warnte noch einmal vor "Sorglosigkeit, die sich leicht einschleichen könnte" und wies auf die Vorsichtsmaßnahmen hin, die gerade auch an Schulen wichtig seien. Die Schweinegrippe wird per Tröpfcheninfektion übertragen. Tipps, wie statt in die Hand in den Ellenbogen zu niesen, seien zu beachten. Außerdem sollten die Kinder benutzte Taschentücher sofort in verschlossene Behälter entsorgen. "Gründliches und häufiges Händewaschen etwa 30 Sekunden lang ist besonders wichtig", so Ermer.

Die Inkubationszeit der Schweinegrippe beträgt drei bis sieben Tage. Das Virus kann aber auch übertragen werden, bevor Symptome auftreten. Und: "Wenn durch Niesen oder Husten Viren auf Flächen übertragen werden, bleiben sie aktiv", so Expertin Ermer. Die Überlebenszeit beträgt 48 Stunden.

Schulleiter Kertelhein warnt angesichts der fünf Krankheitsfälle an seiner Schule vor Panikmache. Die Kinder sollen nach Aussagen der Gesundheitsbehörden zu Hause bleiben. Ob die strengen Isolationsvorgaben von einer Woche eingehalten werden, liege in der Verantwortung der behandelnden Ärzte. Nach den Herbstferien, so die Hoffnung, ist die Ansteckungsgefahr vorbei.