Die Peter-Petersen-Schule in Wellingsbüttel ist mit 1300 Schülern eine der größten Gesamtschulen in Hamburg. Wie etwa 100 andere Schulen in ganz Deutschland ist sie nach dem Reformpädagogen Peter Petersen (1884-1952) benannt, der lange in Hamburg als Lehrer gearbeitet hat.

Jetzt belegt eine wissenschaftliche Arbeit, dass der Erziehungswissenschaftler das NS-System unterstützte - mit antisemitischen Schriften und rassenideologischen Aufsätzen. Quer durch die Republik ist eine Kontroverse über Petersen entbrannt. Die ersten Schulen distanzieren sich von ihrem Namenspatron und denken über eine Umbenennung nach.

"Es ist an der Schule bekannt, dass Peter Petersen auch schwierige Formulierungen und Texte nachgewiesen worden sind", sagt Ute Pape, Direktorin der Hamburger Peter-Petersen-Schule. Bislang stehe aber aus ihrer Sicht das reformpädagogische Gesamtwerk dagegen. Petersen, einer der führenden Pädagogen der Weimarer Republik, hatte bereits 1927 den "Kleinen Jena-Plan" vorgelegt, der unter anderem Gruppenarbeit im Unterricht, altersgemischte Lerngruppen und eine sechsjährige Grundschulzeit postuliert. Pape: "Aber wenn es belastbare Forschungsergebnisse gibt, verschließen wir uns der Diskussion nicht." Ähnlich äußerte sich gestern die Schulbehörde.

Der Frankfurter Erziehungswissenschaftler Benjamin Ortmeyer hatte die fraglichen Schriften Petersens entdeckt und in seinem gerade erschienenen Buch "Mythos und Pathos statt Logos und Ethos" verarbeitet. Danach habe Petersen sich nach 1933 mit dem NS-Regime arrangiert, integrierte das nationalsozialistische Rassenkonzept in seine Arbeit und unterstützte die Eugenik-Gesetze der Nazis. "Es gibt rassische Hochwertigkeit. Sie verpflichtet!", ist eine bislang unbekannte Schrift übertitelt. Aus Sicht von Ortmeyer, inzwischen Privatdozent an der Goethe-Universität, gute Gründe, ihm die Vorbild-funktion abzuerkennen. "Distanz ist jedenfalls gefordert", sagt auch Hein Retter, emeritierter Professor der TU Braunschweig und Petersen-Kenner. Von schnellen Umbenennungen hält er aber nichts. "Wichtig ist jetzt eine Diskussion, vor allem an den Schulen, die nach ihm benannt sind."