Es gibt ein Gefühl, das ziemlich genau den Zustand von Beate Schiering beschreibt: “Ich fühle mich gehetzt, atemlos.“ Sie brauche mehr Pausen, und genau deswegen will die 59-Jährige heute zum Streik der Lehrer-Gewerkschaft gehen, um für eine Stunde mehr Entlastung pro Woche zu kämpfen.

Noch lieber hätte sie die Möglichkeit, in Altersteilzeit zu gehen.

Beate Schiering unterrichtet derzeit eine neunte Klasse an der Schule An der Seebek, einer Bramfelder Haupt- und Realschule. Die meisten ihrer 26 Schützlinge kommen aus Bramfeld und Steilshoop. Viele hätten ein schwieriges Elternhaus, sagt Beate Schiering. "Und sie haben große Probleme mit der Anerkennung von Autorität. Sie sind nicht nur untereinander respektlos, sondern auch mir gegenüber". Beate Schiering ist eine erfahrene Lehrerin und offen für die Nöte ihrer Schüler. "Ich möchte, dass meine Schüler etwas aus dem Unterricht mitnehmen, dass sie auch mal Erfolgserlebnisse haben."

Doch oft fiele es den Jugendlichen schwer, sich zu konzentrieren. "Ich komme nicht immer an sie ran." Stattdessen sei sie ständig damit beschäftigt, den pubertierenden Schülern Grenzen zu setzen, die Klasse zu beruhigen und Konflikte zu lösen. "Das ist auf die Dauer unglaublich anstrengend", sagt sie. Sie unterrichtet Deutsch, Geschichte, Politik, Arbeitslehre, Kunst, Musik und Hauswirtschaft. Außerdem ist sie die Fachleitung für Geschichte.

Beate Schiering hat ihre Unterrichtsstunden auf 23 pro Woche reduziert. "Dennoch habe ich das Gefühl, ich bin ständig für die Schule engagiert." Oft liege sie nachts wach und überlege, wie sie Probleme von und mit Schülern lösen könne.

Sie versuche dennoch, Spaß an ihrer Arbeit zu haben. "Doch habe ich in den vergangenen Jahren eine Fülle von Mehrarbeit hinzubekommen", klagt sie. Für Weiterbildung bleibe da nur wenig Zeit. "Das ist total unbefriedigend", gibt sie zu.

Um Stress abzubauen, mache sie Sport und ab und zu ein Coaching mit. "Am Wochenende arbeite ich viel in meinem Garten, das hilft."