Auch 70 Prozent der Jugendlichen wünschen sich, dass ihnen die ökonomischen Zusammenhänge verständlich erklärt werden.

Hamburg. Wirtschaft macht immer öfter Schule. Zum Beispiel am Gymnasium Eppendorf, wo das Fach seit 1975 auf dem Stundenplan steht und regelmäßig als Leistungskurs angeboten wird. "Der Unterricht ist praxisnah, und Themen wie die Finanzkrise gehören für mich zur Allgemeinbildung", sagt Sophie Speiser (16), die sich in der 11. Klasse für das Profil Wirtschaft entschieden hat. Mit fünf Mitschülerinnen hat sie den zweiten Preis bei "Schul/Banker", einem Planspiel des Bankenverbandes, gewonnen. "Wir haben erfolgreich eine fiktive Bank geleitet, uns bundesweit gegen 900 Teams durchgesetzt", sagt Jarmila Guth (16). Laut Schulbehörde kann derzeit an 15 Hamburger Gymnasien das Fach Wirtschaft in der Oberstufe belegt werden. "Ich halte das Fach für sinnvoll, weil fundierte wirtschaftliche Kenntnisse den Schülern später in jedem Beruf weiterhelfen", sagt Lehrer Christian Bahnsen vom Gymnasium Eppendorf.

Jetzt hat der Bankenverband Hamburg, ein Zusammenschluss von 69 Instituten mit insgesamt 11 400 Mitarbeitern, seine in den vergangenen 15 Jahren immer wieder vorgetragene Forderung nach einem eigenständigen Schulfach Wirtschaft, das es an allen Hamburger Schulen geben sollte, erneuert. Anlass: die Ergebnisse der Jugendstudie 2009, für die bundesweit 753 junge Erwachsene zwischen 14 und 24 Jahren befragt worden waren. "70 Prozent der Befragten erwarten, dass ihnen in der Schule wirtschaftliche Zusammenhänge erklärt werden", sagt Uwe Borges, Vorsitzender des Bankenverbandes Hamburg. Für Erstklässler könnten Themen wie Taschengeld aufbereitet werden. Spätestens nach der Primarschule sollte das Fach durchgehend bis zur 12. Klasse mit zwei Wochenstunden unterrichtet werden, so die Banker. "Wirtschaft spielt oft nur eine Nebenrolle, wird leider oft nur als Anhängsel von Politik oder Sozialwissenschaften vermittelt", sagt Geschäftsführer Frank Schneider. Damit spielt er auf das Fach PGW (Politik/Gesellschaft/Wirtschaft) an, das seit 2003 in der Regel ab der achten Klasse unterrichtet wird.

"Natürlich wäre ein eigenständiges Fach Wirtschaft reizvoll", sagt Ulrich Wacker, der am Gymnasium Bondenwald (Niendorf) PGW unterrichtet, "aber wirtschaftliche Inhalte sind bei PGW auch zu mindestens einem Drittel vertreten." Ein Schwerpunkt sei die Vor- und Nachbereitung des dreiwöchigen Betriebspraktikums in der neunten Klasse. In Jahrgangsstufe zehn gehe es um eine globale Betrachtung der Wirtschaftspolitik. Die Schulbehörde verweist auf die neun vorhandenen Wirtschaftsgymnasien der Stadt sowie auf unterrichtsbegleitende Projekte. So hätten allein 2008 rund 3200 junge Hamburger beim "Schüler-Banking" mitgemacht, das unter anderem von der Stadt Hamburg gefördert wird. "Für mein Gefühl", sagt auch Lehrer Ulrich Wacker, "haben wirtschaftliche Inhalte derzeit durchaus ein starkes Gewicht im Unterricht."

Der Bankenverband will sich in den kommenden Wochen mit Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) zu einem Gespräch treffen.