Erdkunde liege ihm nicht, gibt Niklas Bott zu. In diesem Fach habe er nur zehn Punkte erreicht. “Sonst bin ich wirklich durchgehend sehr gut“, sagt der 16-Jährige, der eine Klasse übersprungen hat und im Frühjahr am Gymnasium Grotmoor (Bramfeld) Abitur machen wird.

Als "hochbegabt" würde der Wellingsbüttler sich nicht bezeichnen. "Ich sage lieber: Mir fällt das Lernen leicht."

Genau wie den zehn anderen Hamburger Jugendlichen, mit denen Niklas unter dem Motto "Wir machen Schule schlau" am Wochenende den bundesweit ersten Kongress zur Begabtenförderung organisiert hatte. 160 Besucher waren angereist, um in der Aula der Helmut-Schmidt-Universität über Bildungspolitik und die "perfekte Förderung" für besonders talentierte Kinder und Jugendliche zu diskutieren. "Unser Ziel ist es, im gesamtdeutschen Schulbetrieb langfristig die Bedingungen für 'schlaue' Kinder zu verbessern", sagt Julian Georg (17), der ab Oktober an der Universität Hamburg als "Juniorstudent" Politikwissenschaft studieren wird - parallel zur Schule. Es sei wichtig, die Öffentlichkeit stärker auf die Bedürfnisse begabter Schüler aufmerksam zu machen. "Wir wünschen uns auch, dass angehende Lehrer schon im Studium auf das Thema vorbereitet werden", sagt Jana Ditz (18), die das Heilwig-Gymnasium (Alsterdorf) besucht. "Manche Kinder stören den Unterricht, weil sie sich unterfordert fühlen. Es wäre schön, wenn Lehrer diese Ursache früher erkennen würden." Weitere Forderungen der Jugendlichen: "Wir machen uns für kleinere Klassen und mehr Individualisierung stark", sagen Tim Kreienkamp (18) und David Pirzer (19).

Unterstützt wurden die jugendlichen Organisatoren vom Verein Netzwerk Begabtenförderung. "Das Besondere an diesem Kongress ist, dass er von Schülern für Schüler gemacht wurde", sagt Sprecher Helmut Quitmann. "Sonst sind es immer wir Erwachsene, die erzählen, was gut sein könnte für Kinder." In Hamburg seien zwei Prozent eines jeden Jahrgangs hochbegabt und etwa 15 Prozent der Schüler überdurchschnittlich begabt, sagt Quitmann. "Das Thema ist also präsent."

Begabtenförderung sei kein "Eliten-Problem", sagt auch Julian Georg. "Im Gegenteil, es geht um Integration", sagt der 17-Jährige. "Oft gelten sehr gute Schüler als Streber, werden systematisch ausgegrenzt." Er wisse von Schülern, die gar absichtlich schlechte Arbeiten abliefern, um nicht aufzufallen. "So etwas darf es nicht geben."