Das Abendblatt begleitet die sieben Jahre alte Carla in ihrer ersten Schulwoche. Heute: Der große Tag.

Hamburg. "Da hat Papa mir den Schutzengel geschenkt", erzählt Carla (7) und zeigt stolz ihren silbernen Kettenanhänger. "Das war gut." Danach gab es kein Halten mehr. Den rot-pinken Ranzen geschultert, die grüne Schultüte mit dem Froschkönig im Arm, marschierte die Schulanfängerin los, die Familie im Schlepptau. Pünktlich um zehn Uhr startete die Einschulungsfeier der Schule Alsterredder in Sasel. Und Carla hat einen Platz in der ersten Reihe ergattert.

Stillsitzen ist ganz schön schwer. Fast scheint die Aula zu vibrieren, bei so viel Spannung, Erwartung und Vorfreude. In den hinteren Reihen sitzen selig lächelnd die Eltern. Auch Carlas. Umfangen von dem Zauber, der diesem Neuanfang innewohnt. Schulpolitik, sechsjährige Primarschule, Unterrichtsreform - das alles ist jetzt ganz weit weg. Auf der Bühne führen Drittklässler ein Theaterstück auf. Es geht ums Anderssein. Carla guckt gebannt. Doch als die 1b dann mit Klassenlehrerin Michaela Mantwill (27) auszieht, ist sie ganz vorn dabei. Endlich Schulkind!

In einer langen Schlange geht es über den sonnenwarmen Schulhof in die Känguru-Klasse. "Herzlich Willkommen" steht in bunten Buchstaben an der Tür. Schnell haben die 26 Schüler einen Platz an den Vierertischen gefunden. Carla sitzt ganz vorn, weit weg von ihren Freundinnen Anna und Chiara. "Das ist nicht schlimm", sagt sie und schüttelt den blonden Pagenkopf. "Die Kinder an meinem Tisch sind sehr nett." Dann heißt es aber auch schon ganz leise sein. Es wird gearbeitet. Auf einem Regal steht ein Buch "Der Ernst des Lebens".

Aber noch ist es alles toll und spannend. Lehrerin Mantwill hat für jedes Kind ein gelbes Namensschild mit Känguru gebastelt. Und noch eins extra für Känguru Momo, das Klassen-Maskottchen. "Der ist süß", sagt Carla. Inzwischen sitzen alle Kinder wieder in Schulbänken. Es gibt die erste Aufgabe. Einen Augenblick gucken die Kinder verblüfft. Wieso schreiben, das sollen sie doch eigentlich erst lernen. Erst mit den Fingern in der Luft, dann auf dem ersten Arbeitsblatt malen sie M O M O.

Nun ist die erste Stunde auch schon fast vorbei. Draußen warten die Eltern. "Heute haben wir nicht alles geschafft. Aber morgen geht es weiter", sagt die Lehrerin und verteilt schnell noch die Hausaufgabe. Carla verstaut schnell alles in der Schultasche und guckt zur Tür. Ein Strahlen geht über ihr Gesicht, als die Eltern kommen. Nun endlich will sie wissen, was in der Schultüte ist. "Die ist ganz schön schwer."

Morgen: Jetzt geht das Lernen los