Eltern und Schüler fühlen sich betrogen. Kinder der ersten sechs Klassen müssen bald weite Wege in Kauf nehmen.

Die Kinder rufen: "Wir wollen bleiben." Die Eltern haben ein großes Transparent gemalt. "Goetsch, mach dich vom Goosacker." Acht Uhr, gestern Morgen an der Schule Goosacker. Schüler, Eltern und Lehrer protestieren lautstark gegen die geplante Schließung des Grundschulzweigs der Osdorfer Schule. "Wir fühlen uns betrogen, weil wir uns ja ganz bewusst für die Schule in der Nähe entschieden haben", sagt Guy Boultwood (42), dessen Tochter Linnea (6) nach den Ferien eingeschult werden soll. "Jetzt wissen wir nicht, wie es weitergehen soll."

Zum Hintergrund: Am vergangenen Donnerstag hatte die Schulbehörde die Planungen für die künftigen Schulstandorte veröffentlicht. Danach soll die Schule Goosacker, derzeit eine Grund-, Haupt- und Realschule mit 610 Schülern, 2010 eine vierzügige Stadtteilschule bis zur zehnten Klasse werden. "Das bedeutet, dass bei uns die Jahrgänge eins bis sechs künftig nicht mehr beschult werden", sagt Schulleiter Alfons Weigmann, und man merkt ihm die Verärgerung an. "Ich war darüber nicht informiert und bin sehr überrascht." Zumal die Regionale Schulentwicklungskonferenz (RSK) empfohlen habe, an seiner Schule einen Primarschulbereich in Kooperation mit einer Nachbarschule einzurichten. "Das erwischt uns eiskalt", sagt Vorschullehrerin Ilona Bogdanski (47). Michael Gwosdz, schulpolitischer Sprecher der GAL, versuchte gestern die aufgebrachten Eltern zu beruhigen. "Die Schule Goosacker ist einer der wenigen Standorte, bei denen vom Votum der RSK abgewichen wurde", sagt er. Auch in der Schulbehörde ist man offenbar von der hellen Aufregung überrascht: "Die RSK wollte Primarschule und Stadtteilschule an diesem Standort, das geht aber aus Platzgründen nicht", sagt Sprecherin Brigitte Köhnlein. Es hätte zu viel neu gebaut werden müssen. "Das sind ja auch Steuergelder." Für die Kinder, die jetzt im Sommer eingeschult werden, verspricht sie: "Die können noch bis zum Ende der dritten Klasse bleiben und wechseln dann als Klassenverband an eine Primarschule." Im Übrigen könne man über den besten Übergang noch reden. Sicher ist aber: Von den jetzigen Zweitklässlern abwärts müssen die Schüler mit Beendigung der so genannten Primarschulvorstufe nach Klasse drei die Schule wechseln. "Wir sind verzweifelt", sagt Kaja Steffens (41). Ihr Sohn Clemens (8), der jetzt die zweite Klasse besucht, wäre schon 2010 betroffen. "Als mir das klar wurde, habe ich sofort versucht, schon zum kommenden Schuljahr eine andere Schule zu finden", sagt Steffens. Bislang ohne Erfolg. "Die Klassen sind voll. Jetzt stehen wir auf mehreren Wartelisten."

Und die Eltern wollen für ihre Schule kämpfen, derzeit werden Unterschriften gesammelt. "Der Standort muss für die Kleinen erhalten bleiben, zumal hier in den kommenden Jahren ein Generationenwechsel ansteht und vermehrt Familien zuziehen", sagt Mutter Lilly Kübler (41). "Die nächsten Grundschulen liegen aber 30 Minuten entfernt."