Schulen können vom 1. August an mit Vertretungsbudget junge Kräfte einstellen und bezahlen.

Seinen Traumjob hat Torben Schiffer erst spät gefunden. Lange Zeit arbeitete der 33-Jährige als Studiosänger und im Personalmanagement, bis er sich entschied, das zu werden, was er wirklich sein wollte: Lehrer. "Der Beruf wird einfach nie langweilig", sagt er. Heute unterrichtet Schiffer Biologie, Englisch und Musik an der Otto-Hahn-Schule in Jenfeld. Nebenbei betreut er die Schul-Imkerei. Und das für durchschnittlich 900 Euro im Monat. In guten Monaten, wenn er viele Stunden geben kann, sind es auch mal 1300 Euro. Schiffer ist kein gewöhnlicher Lehrer. Er ist Vertretungslehrer.

Vom 1. August an gilt in Hamburg eine neue Regelung: Wenn eine Lehrkraft ausfällt, muss sich die Schule nicht mehr bei der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) um Ersatz bemühen. Stattdessen bekommt sie zu Beginn jeden Schuljahres ein Vertretungsbudget. Im Ernstfall kann sie das nutzen, um Ersatz zu schaffen: durch Mehrarbeit ihrer Lehrer oder in Gestalt eines Vertretungslehrers. 859 Stellen werden im Schuljahr 2009/2010 so laut BSB überbrückt werden müssen. In diesem Schuljahr waren es genauso viele.

Für die Schulen bedeutet die Neuregelung Erleichterung. "Wir können uns jetzt sofort auf die Suche machen, wenn ein Kollege länger als 14 Tage ausfällt", sagt etwa Ute Pape, Leiterin der Peter-Petersen-Schule. "Früher dauerte es länger, einen Ersatz zu bekommen." Und Rainer Henke vom Gymnasium Grootmoor ergänzt: "Die Schule ist flexibler."

Doch mit den neuen Lehrern kommen auch neue Schwierigkeiten. Denn die Hilfslehrer sind meist nicht fertig ausgebildet, sondern Hochschulabsolventen, die auf ihr Referendariat warten - wie Torben Schiffer. "Diese Menschen haben ihr Handwerkszeug noch nicht gelernt", sagt Pape. "Es hängt dann vom Talent ab, wie lange sie brauchen." Henke ist überzeug: Die meisten haben vom Unterrichtsgeschäft wenig Ahnung. Die Schulen müssen sie einbinden und betreuen."

Die Hilfslehrer werden allerdings von ihren Schulen unterstützt: Trotzdem sollte die Ausbildung besser sein, meint Christiane von Schachtmeyer, Leiterin des Gymnasiums Marienthal: "Ich würde mir eine Art Minireferendariat wünschen, zum Beispiel einmal pro Woche ein Coaching im Landesinstitut." Dabei ist von Schachtmeyer keineswegs unzufrieden mit ihren Hilfslehrern. "Wir haben sehr gute Kräfte", sagt sie.

Eine davon ist Kirsten Nath. Sie hat Geschichte und Englisch studiert und unterrichtet an gleich zwei Schulen, um die Wartezeit aufs Referendariat zu überbrücken. Sie mag ihren Job, würde allerdings gern besser ausgebildet werden. "Es ist eine Frechheit, dass man die Ausbildung nicht richtig weitermachen kann", sagt sie. "Hamburg bildet einfach zu wenige neue Lehrer aus." Und Uni-Absolventin Annamaria Nowak berichtet: "Es gibt eine Menge Leute, die mit der Situation überfordert sind."

Auch die Elternkammer kritisiert die momentane Regelung. "Vertretungslehrer bieten oft nur Betreuung statt Unterricht", sagt der stellvertretende Vorsitzende der Kammer, Peter Albrecht. "Wir würden uns stattdessen einen Pool an qualifizierten Lehrern wünschen, die die Unterrichtsausfälle kompensieren."