Dazugehören. Das zählt, wenn man in der achten Klasse ist. Zur richtigen Clique gehören, die richtigen Hobbys haben (Handball war angesagt), die richtigen Noten schreiben (nicht zu gut, Überflieger sind immer Außenseiter; aber auch nicht zu schlecht, mit Versagern will keiner befreundet sein).

Und die richtige Uniform tragen: eine obercoole Levi's 501, ein überdimensionaler Pulli von Marken wie Chevignon, Stüssy oder Replay, dazu ein dunkelblauer Eastpak-Rucksack. Warum der dunkelblau sein musste, habe ich nie verstanden - aber auch sonst lag mir Coolness nicht besonders. 160 Deutsche Mark für eine Levi's? Ja, Mutter, genau die muss es sein. Leider kam ich vom Einkaufen mit dem falschen Modell zurück. Statt einer 501 hatte die Verkäuferin mir den Damenschnitt 507 (Karotte) angedreht. Völlig uncool. Die Hose landete weit hinten im Schrank. Ähnlich lief es mit einem Pullover von Chevignon, den ich für unglaubliche 100 D-Mark kaufte. In XL, er musste ja weit sein. Dass er aber sooo weit war, nervte. Und so schnitt ich die Ärmel ab, die mir ständig ums Handgelenk schlackerten. Auch nicht cool. Als ich dann irgendwann mit meinen Eltern den richtigen Urlaub machte (Kalifornien), bekam ich meinen obligatorischen Rucksack. In Dunkelblau. Nur aus Versehen von Jansport statt Eastpak. Das war aber schon zu einer Zeit, wo es langsam cool wurde, nicht so uniform zu sein.

An dieser Stelle erinnern sich Abendblatt-Redakteure regelmäßig an beeindruckende Erlebnisse in ihrer Schulzeit.

Kathrin Fichtel, Wirtschaftsressort, machte 1998 am Gymnasium Oldenfelde Abitur.