Es gab den Mathelehrer, der schon dem Oberstufenkurs meines älteren Bruders angedroht hatte: “Wenn ich mit euch fertig bin, passt ihr alle in meinen VW Käfer.“

Und es gab den Physiklehrer, der heulend aus dem Übungsraum rannte, weil sich die Klasse über ein - wieder mal - misslungenes Experiment schlapp lachte. Es gab den Lateinlehrer mit einem wie in Stein gehauenen Römerkopf. Und es gab die Kunstlehrerin mit mehr Farbe im Gesicht als auf den Bildern, die sie uns zeigte. Doch am Nachdrücklichsten ist mir mein Englischlehrer in Erinnerung geblieben, den wir wegen seiner Reibeisenstimme gerne auch "Joe Cocker" nannten. Der Name passte. Nicht nur, weil er uns stets lautstark in "Good Morning, Vietnam"-Manier begrüßte, also aufweckte, während er seine alte Ledertasche auf den Schreibtisch warf. Sondern vor allem, weil "Joe Cocker" uns - anders als im Musikunterricht - die Kraft von Rock und Pop lehrte. Statt trockener Gedichtinterpretationen praktizierten wir Medienschelte mit Frank Zappa ("I'm The Slime"), guckten auf familiäre Probleme mit den Beatles ("She's Leaving Home") und übten Gesellschaftskritik mit Pink Floyd ("The Wall").

Das nennt man dann wohl "fürs Leben lernen" - "with a little help from a friend".

An dieser Stelle erinnern sich Abendblatt-Redakteure regelmäßig an beeindruckende Erlebnisse in ihrer Schulzeit.

Birgit Reuther, Ressort Kultur & Medien, besuchte von 1984 bis 1993 das Konrad-Duden-Gymnasium in Wesel am Niederrhein.