Diese Negerkussbrötchen - saulecker. Ende der 80er-Jahre am Kiosk meiner Schule waren sie der Verkaufsrenner in den Pausen. Sehr zum Leidwesen des Müsli-Papstes.

Mein alter Klassenlehrer, der Latein, Mathe und Religion unterrichtete, hatte eine Mission: die "Jagd auf den weißen Zucker". Also forderte er ein Verkaufsverbot. Wir protestierten mit Schildern für unseren Lieblingssnack - und verloren. Nach kurzer Zeit war das Negerkussbrötchen verboten, dafür gab's nun Müsliriegel. 1:0 für den Müsli-Papst.

Bis wir in die Oberstufe kamen. Nun durften wir in den Pausen und Freistunden das Schulgelände verlassen. Und die Bäcker in der Innenstadt hatten unser Wunschbrötchen im Angebot. Natürlich schmeckte es am besten, wenn der Müsli-Papst uns im Moment entgegenkam. 1:1.

Letztlich hat uns der Lauf der Geschichte in der Nachspielzeit aber eine Niederlage beschert. Der Begriff Negerkuss ist heute out, dafür gibt es Schokoküsse. Was bleibt, ist die politisch unkorrekte Erinnerung. Saulecker - diese Negerkussbrötchen.

An dieser Stelle erinnern sich Abendblatt-Redakteure regelmäßig an beeindruckende Erlebnisse in ihrer Schulzeit.

Wolfgang Horch, Wirtschaftsressort, machte 1994 am Johann-Heinrich-Voß-Gymnasium in Eutin Abitur.