Karol (19) beginnt am 1. September eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer bei Jungheinrich.

Meistens kommt es anders, als man denkt. Heißt es. Es ist eine dieser Redensarten, dahingesagt, wenn sich die Dinge ganz anders entwickeln, als man sie geplant hat. Bis vor zwei Jahren hat Karol solche Sprichwörter nicht verstanden. Weil sein Deutsch zu schlecht war. Weil der gebürtige Pole damals erst drei Jahre lang in Hamburg lebte und große Sprachschwierigkeiten hatte. Doch heute ist das anders. Heute spricht Karol richtig gut Deutsch - und hat selbst die Erfahrung gemacht, dass alles irgendwie anders gekommen ist, als er damals gedacht hat. Damals, als er die Hauptschule verlassen hat und zur Berufsfachschule Elektronik und Informatik gegangen ist. Als er davon geträumt hat, Feuerwehrmann zu werden und fast jedes Wochenende nach Polen gefahren ist, um dort bei der freiwilligen Feuerwehr zu helfen. Als er es nicht erwarten konnte, zurück nach Polen zu gehen. Weil er dort zu Hause war. Dort sterben wollte. Damals.

Heute spricht Karol kaum noch von Polen. Heute spricht er am liebsten von seinem Leben hier. Davon, dass er nach einem Jahr die Berufsfachschule abbrechen musste, weil der Stoff zu schwer war - und er sich etwas Neues suchen musste. Mithilfe einer Berufsberaterin wurde er auf das Projekt "Nordchance" aufmerksam - ein Projekt des Arbeitgeberverbandes Nordmetall, mit dem Schulabgänger "ohne Ausbildungsreife" an die duale Ausbildung herangeführt werden sollen. Nach einer dreimonatigen Einstiegsqualifizierung vermittelte ihm sein Meister ein Praktikum bei Jungheinrich. "Das war toll, weil wir Geld bekommen haben und wussten, dass wir im Anschluss Chance auf einen Ausbildungsplatz haben - wenn wir gut sind", sagt Karol. Und er war gut. So gut, dass er sich gegen die anderen Bewerber durchsetzte. Auch wenn er das selbst nie so sagen würde.

"Ich war nicht besser. Nur etwas zuverlässiger. Die anderen sind oft zu spät gekommen und haben viel gefehlt", sagt Karol. Von den rund 300 Euro monatlich, die es für das Praktikum gab, hat er sich vor drei Wochen sein erstes Auto gekauft. Einen zehn Jahre alten Nissan. 2500 Euro kostete das Auto. Einen Teil davon hat Karols Vater Adam bezahlt, ein Spätaussiedler. Den Rest zahlt Karol ab.

"KK" steht auf seinem Nummernschild - es sind die Initialen von ihm und seiner Freundin Karolina. Sie ist Polin und lebt in dem kleinen Ort Briesen, nordöstlich von Stettin. Dort ist auch Karol aufgewachsen. Dorthin wollte er immer zurückkehren. Doch jetzt nicht mehr. Noch nicht einmal wegen Karolina. "In Deutschland habe ich einfach bessere Möglichkeiten", sagt er. Zwei Jahre dauert seine Ausbildung, danach hofft er auf eine Festanstellung. Die Chancen sind gut. "Sonst gehe ich doch noch zur Feuerwehr", sagt er und lacht. Er weiß, dass es meistens eh anders kommt, als man denkt.