Schüler arbeiten auch als Bürohilfe, Gärtner oder Lackierer. Ihren Lohn spenden sie für einen guten Zweck.

Vorsichtig hält Evelyn Nyamaan (13) ihr Stethoskop an Brandys Bauch. Der Bobtail hat sich an der Pfote verletzt und muss bei Tierarzt Dr. Hansjörg Kilian behandelt werden. Unterstützung bekommt der Mediziner von Evelyn und Melanie Schlizio (12). Die beiden eifrigen Schülerinnen versorgen den Hund mit Leckerlis und versuchen ihn zu beruhigen.

Evelyn und Melanie haben sich gestern bereits zum zweiten Mal am Sozialen Tag des Vereins "Schüler Helfen Leben" beteiligt. Insgesamt zwei Stunden halfen die Mädchen vom Gymnasium Alstertal gestern in der Praxis in Fuhlsbüttel aus. Ihren Lohn spendeten sie an Jugend- und Bildungsprojekte in Osteuropa.

"Wir gewinnen durch die Arbeit an Erfahrung. Das reicht uns", sagt Melanie, die später selbst einmal Tierärztin werden möchte. "Dass wir mit dem Geld noch anderen Kindern helfen können, ist umso besser."

Insgesamt 46 Hamburger Schulen haben sich in diesem Jahr an dem bundesweiten Sozialen Tag beteiligt. In ganz Deutschland tauschten Hunderttausende Kinder und Jugendliche die Schulbank gegen einen Arbeitsplatz. Egal ob sie Akten kopieren, Rasen mähen oder Hilfsarbeiten ausführen in einem Sanitärtechnikunternehmen - die Jugendlichen jobbten in vielen Bereichen. Einzige Bedingung: Sie mussten sich vorher selbst um ihre Arbeitsstelle kümmern.

Melanie und Evelyn haben die Tierarztpraxis von Dr. Kilian bereits im vorigen Jahr unterstützt. "Bevor wir diesen Job gefunden haben, mussten wir schon ein bisschen herumfragen", erinnert sich Evelyn, die für zwei Stunden Arbeit zehn Euro bekommt. "Dafür konnten wir in diesem Jahr ohne Probleme wiederkommen." Tierarzthelferin Ann-Christin Mellenthin kennt die Schülerinnen noch von ihrem letzten Arbeitseinsatz. "Wir freuen uns, dass sie wieder bei uns sind", sagt sie. "Wer sich so engagiert und so viel gute Laune mitbringt, ist bei uns gerne gesehen."

Auch Nils Johansson (13) und Fabian Weber (13) sind "Wiederholungstäter". Die beiden machen schon zum dritten Mal beim Sozialen Tag mit, haben beide schon einmal bei der Lufthansa Technik gearbeitet. Wer ihren Lohn in diesem Jahr bekommt, wissen die beiden Schüler vom Gymnasium Alstertal ganz genau: "Wir spenden unser Geld an ein Jugendzentrum in einer der ärmsten Gegenden in Serbien", sagt Nils. "Es ist wichtig, dass anderen, denen es nicht so gut geht, geholfen wird", fügt Fabian hinzu. "Meine Familie hat ein Haus, uns geht es gut. Wir brauchen das Geld nicht so dringend."

Für ihre Arbeit bekommt jeder der Jungen 50 Euro. Dafür müssen sie kleinere Hilfsarbeiten wie Lackieren von Haltevorrichtungen ausführen. "Die richtig anspruchsvollen Aufgaben können die beiden natürlich nicht übernehmen", sagt Chef-Mechaniker Matthias Johansson, Nils' Vater. "Dafür sind sie nicht ausgebildet." Die Arbeit in der großen Halle macht den 13-Jährigen trotzdem viel Spaß. "Tausendmal besser als Rasenmähen", sagt Nils. Im nächsten Jahr wollen sie auf jeden Fall wieder am Sozialen Tag arbeiten.

Der Soziale Tag - gestern bereits zum neunten Mal - wird in Hamburg durch Bildungssenatorin Christa Goetsch (GAL) unterstützt. Am kommenden Dienstag veranstaltet der Verein Aktion Tagwerk mit "Dein Tag für Afrika" eine ähnliche Aktion. Die dabei erwirtschafteten Arbeitslöhne der Schüler gehen an Projekte für Kinder und Jugendliche in Angola, Burundi, Südafrika, Ruanda und dem Sudan. In Hamburg beteiligen sich insgesamt vier Schulen: das Christianeum, die Peter-Petersen-Gesamtschule, die Schule Griesstraße und das Walddörfer-Gymnasium.