Als Kind der DDR gehörte ich wie alle Schulkinder der Pionierorganisation “Ernst Thälmann“ an. Formal war die Mitgliedschaft in dieser sozialistischen Massenorganisation zwar freiwillig.

Aber eben nur formal. Bei der Einschulung musste ich das "Pionierversprechen der Jungpioniere" ablegen: "Ich verspreche, ein guter Jungpionier zu sein. Ich will nach den Geboten der Jungpioniere handeln." Anschließend bekam ich ein dreieckiges blaues Halstuch mit einem speziellen "Pionierknoten" umgebunden. Das trugen wir zu feierlichen Anlässen und an jedem Mittwoch, wenn unsere Pioniernachmittage stattfanden, zu einer weißen Bluse. Trotz dieser Aufmachung mochten wir diese Nachmittage, an denen wir Solidaritätsbasare vorbereiteten, Altstoffe sammelten oder eine Wandzeitung zur Ehrung eines sozialistischen Helden gestalteten, denn es gab dann nie Hausaufgaben auf.

Die Gebote der Jungpioniere standen im Pionierausweis. Die ersten drei Gebote sahen vor, dass wir den Staat, unsere Eltern und den Frieden lieben sollten. In dieser Reihenfolge. Sogar die Dinge, die Kinder normalerweise freiwillig gern tun, wurden als Gebot festgehalten: "Wir Jungpioniere singen und tanzen, spielen und basteln gern." Das letzte Gebot: "Wir bereiten uns darauf vor, gute Thälmann-Pioniere zu werden." Es blieb dann bei der Vorbereitung. Im August 1990 wurde die Pionierorganisation aufgelöst.

Anne Dewitz, Journal, besuchte von 1985 bis 1991 die Polytechnische Oberschule Vilis Lcis (Rostock).

An dieser Stelle erinnern sich Abendblatt-Redakteure regelmäßig an beeindruckende Erlebnisse in ihrer Schulzeit.