Ein Lehrer weiß in der Regel sehr genau, was in seiner Klasse los ist, wer mit wem befreundet ist und wer mit welchen Mitschülern Probleme hat. Davon ist Professor Michael Schulte-Markwort, Ärztlicher Direktor der Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik am UKE, überzeugt.

Jedenfalls könnten Lehrer es wissen, wenn die Klassen nicht so rappelvoll wären, sagte er jetzt in seinem Vortrag "Mein Kind wird gemobbt - was tun?" an der Grundschule Burgunderweg in Niendorf und forderte: "Bei 20 Schülern pro Klasse muss Schluss sein."

Um festzustellen, wie es um die sozialen Beziehungen in seiner Klasse bestellt ist, müsse ein Lehrer Schüler zum Beispiel auch frei wählen lassen, mit wem sie zusammensitzen wollen. "Lehrer sollten sich immer eine Soziometrie erstellen von ihrer Klasse, damit sie einschätzen können, wer zu den Außenseitern gehört", sagt der Kinderpsychiater.

Zehn Prozent aller Kinder werden seinen Angaben zufolge Opfer von Mobbing. Ein Viertel der Mobbingopfer erlebt die Quälereien länger als ein halbes Jahr. Dabei handle es sich meist um Hänseleien, weniger um Handgreiflichkeiten. Am stärksten betroffen seien Hauptschüler.

"Es gibt immer Kinder mit Alpha-Status und eine Omega-Position. Die hat derjenige, der potenziell zum Außenseiter wird. Das sind häufig Menschen, die nicht gut Anschluss finden, zurückhaltender sind, schüchterner", sagt Schulte-Markwort. Oder die einfach nur abstehende Ohren haben.

Der Kinderpsychiater sieht die Lehrer in der Pflicht: "Auch jeder Sportlehrer sieht bei der Mannschaftswahl, wer zuerst gewählt wird, wer übrig bleibt. Und darüber muss er mit dem Klassenlehrer sprechen. Und im Zweifel muss man auch die Erwachsenen, also die Eltern, einbeziehen." (jes)