Das nennt man wohl einen geordneten Rückzug: Anfang April hatte Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) die Einführung einer 90-Punkte-Skala zur Leistungsbewertung bei Schülern angekündigt, das die Schulnoten von 1 bis 6 teilweise ersetzen sollte. Zwei Wochen später rief sie nach massiven Protesten von Lehrern und Eltern, aber auch aus den Reihen des Koalitionspartners CDU, ein Moratorium zumindest für das nächste Schuljahr aus. Gestern legte die Bildungsbehörde nun den Entwurf für eine Übergangsreglung für das Schuljahr 2010/2011 vor. "Für die Schulen ändert sich erst mal nichts", sagte Goetsch. "Sie können weiter die Noten geben, aber auch andere Leistungsbemessungsinstrumente nutzen."

In den Stadtteilschulen müssen die Noten ab Klasse 7 in Deutsch, Mathe und Englisch künftig dem individuellen Leistungsniveau angepasst werden. Das heißt, ein weniger starker Schüler erhält für die gleiche Leistung eine bessere Note als ein Schüler, der einem höheren Niveau zugerechnet wird. Dabei sollen Schüler mit unterschiedlichen Niveaus in der Regel gemeinsam unterrichtet werden. Die Übergangslösung wird am 11. Mai in der Deputation beraten. Um die Entwicklungsprozesse besser abzubilden, soll weiter über eine Neuregelung des Bewertungssystems diskutiert werden. Im Herbst ist eine Fachtagung geplant.