Durch die Schulreform haben Gymnasiasten kaum noch Freizeit, arbeiten oft bis spät in die Nacht

Es ist Mittwochabend, 22 Uhr: Ich sitze immer noch an Hausaufgaben und plane das Referat für nächste Woche. Dreimal die Woche habe ich bis 15.45 Uhr Schule, und das schon seit der siebten Klasse. Das bedeutet oftmals bis 22 Uhr abends Hausaufgaben machen, für Arbeiten lernen und Referate vorbereiten. Und da soll noch mal jemand sagen, Schule soll Spaß machen. Bei diesem Stress, der auf mir lastet, bestimmt nicht. Denn 2007 legte sich die Kultusministerkonferenz fest: Das deutsche Abitur an Gymnasien soll nach acht Gymnasial-Schuljahren absolviert werden. Und das heißt kaum Freizeit, kaum Zeit für Freunde und kaum Zeit, um zu entspannen.

Ich habe mich in meiner Schule einmal umgehört und herausgefunden, dass es auch vielen anderen Schülern ähnlich geht wie mir. Auch die 17 Jahre alte Rebecca ist meiner Meinung. Sie sagte zu diesem Thema: "Irgendwann verliert man das Gleichgewicht zwischen Schule und Freizeit, und das spiegelt sich meiner Meinung nach auch in den Noten wider." Man stehe unter tierischem Zeitdruck und sei gezwungen, früher selbstständig zu werden, klagt sie ihr Leid. "Das einzig Gute, was ich dem Abitur nach zwölf Jahren abgewinnen kann, ist, dass man jünger ist, wenn man sein Abitur hat, und dadurch bessere Chancen auf einen Studiums- oder Ausbildungsplatz hat."

Sollte so ein gewaltiger Stress schon auf Schülern lasten? Nein, das kann nicht gut für uns sein. Denn das, was die Behörden Gymnasiasten zumuten, ist eindeutig zu viel. Da nützt es auch nichts, wenn der Ex-Bürgermeister Ole von Beust zugegeben hat, dass das Abitur in acht Jahren in Hamburg zu schnell eingeführt wurde. Denn wir sind nun die Leidtragenden.

Für einen Erwachsenen ist es vielleicht okay, dass er gelegentlich bis spät nachts mit seiner Arbeit beschäftigt ist, obwohl dies auch nicht immer der Fall sein sollte, da dies auch nicht förderlich für die Qualität seiner Arbeit wäre.

Was haben sich die Behörden dabei gedacht? Warum haben sie alles verändert? Vorher war doch alles einfacher, besser, entspannter. Was wollten sie damit erreichen? Fragen über Fragen, die sich auch meine Klassenkameradin Laura N., 15, stellt: "Das Schlimmste ist, dass es mit der Zeit immer stressiger wird, weil wir bis zu den schriftlichen Überprüfungen im Februar nächsten Jahres noch so viel lernen müssen."

Aber was kann man gegen den Stress tun? Soll man sich jeden Tag so lange mit der Schule beschäftigen, bis man mit allem fertig ist? Soll man die Schule vernachlässigen, weil einem alles zu viel wird? Wie könnte man ein ausgewogenes Verhältnis herstellen? Rebecca K. hat einen Tipp:"Man muss seine Freizeit effektiv nutzen und sich auch mal Zeit für sich selbst nehmen." Dies ist wohl die beste aller Lösungen, um mit dem Stress fertigzuwerden. Ich selbst versuche es ebenso zu machen, allerdings gelingt es mir nicht immer und mein Freund beschwert sich darüber, dass ich zu wenig Zeit für ihn hätte. Aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden, mehr Gewicht auf die Waagschale der Schule zu legen und die Freizeit zu vernachlässigen. Die Schule ist eben ein ewig stressiger Kreislauf, dem niemand entkommen kann.