Alle verprügeln, das fand Julian Laß früher cool. Dann kam die Einsicht. Heute will der 14-Jährige als Schulsprecher ein Vorbild sein.

Vor ein paar Jahren ist mein Leben nicht so gut gelaufen. Ich war auf der Grundschule und habe immer Blödsinn gemacht. Ich habe mich toll gefunden, als ich andere Kinder geschlagen habe. Meine Lehrer habe ich ignoriert und habe nicht aufgepasst, weil ich nie an die Zukunft gedacht habe. Ich habe gedacht, dass es leicht wäre, später ein Auto zu haben, eine Arbeit zu finden, bei der man viel Geld verdient, und ein Haus mit einer Frau zu bekommen.

Doch dann haben mich die Lehrer von der Schule geschmissen, weil ich so frech war und alle geschlagen habe. Dann kam ich auf eine Förderschule.

In dieser Schule lief es auch nicht gut. Ich habe wieder alle geschlagen und fand es toll, der Coolste zu sein.

Ich habe eine Gang mit Freunden gegründet und wir haben zusammen alle verprügelt. Oft war ich derjenige, der den ganzen Ärger bekam. Mein Schülerakte und die Anzeigen bei der Polizei waren mir egal, denn ich habe nicht an die Folgen gedacht.

Ich flog von verschiedenen Schulen und war immer unverschämt den Lehrern gegenüber. Es war mir auch immer egal, was andere von mir dachten und ob andere über mich lachten.

Heute hat sich mein Leben total geändert. Ich bin jetzt 14 Jahre alt und mir wurde klar, dass es alles nichts bringt, so frech zu sein. Alle zu verprügeln und immer im Mittelpunkt zu stehen ist nicht cool.

Am deutlichsten sehe ich es an meiner Freundin. Sie ist auch 14 Jahre alt und geht in die 9. Klasse einer Hauptschule. Wir waren früher zusammen auf einer Schule, aber dann bin ich aus der Schule geflogen, weil ich Schüler und Lehrer geschlagen habe.

Heute ist meine Freundin immer noch auf der gleichen Schule und ich war inzwischen auf sechs verschiedenen Schulen.

Wenn ich ihre Schulaufgaben sehe, fällt es mir schwer, sie zu lösen, denn ich habe den Anschluss verpasst.

Doch jetzt bin ich Schulsprecher und Klassensprecher der Schule Böttcherkamp und ich will meinen Hauptschulabschluss unbedingt schaffen. Später möchte ich vielleicht im Kindergarten oder als Friseur arbeiten. Das wäre mein Traum.

Jetzt weiß ich, dass das, was ich früher gemacht habe, alles falsch war und dass ich mich heute besser verhalten muss und ein Vorbild für andere sein möchte. Das ist mir wichtig.

Julian Laß, 9a, Schule Böttcherkamp